Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Course / Conference Material 1998

Semiotische Oekologie

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 Last revised 98.10.24

Vorlesung und Begleitseminar SS98

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Prof. Alfred Lang

unter Mitarbeit von Eugen Blümli

Vorlesung Freitag 14-16, Seminar Mo 10-12 (verlegbar), Beginn 27.März

(wurde irrtümlich zuerst auf den 20.3. angekündigt!)

 

Semiotische Oekologie

ein Versuch über die menschliche Kondition

 

1. Vorlesung Semiotische Ökologie: Inhaltsangabe

Die semiotische Ökologie ist ein gründlicher Versuch die menschliche Kondition zu begreifen. Menschen werden als dreifch evolutive Gebilde biogenetisch, individualgenetisch und kulturgenetisch verstanden. Als eine konzeptuelle und empirische Methodologie begreif die semiotische Ökologie alle im Bereich des Lebens und der Kultur aufweisbaren Gebilde aus Wechselwirkungen zwischen evolutiven Gebilden als aus ihren Wechselwirkung konstituiert und reguliert. Im Zentrum des Interesses stehen die Funktionskreise oder -spiralen, welche jedes individuelle Lebewesen mit ihm affinen Umwelten als Ökosystem bildet.

Diese Ökologie wird generativ-semiotisch durchgeführt, insofern die strukturbildenden und -regulierenden Prozesse im Funktionskreis im Anschluss an Charles Peirces triadische Semiotik als zeichenaktualisierende, -modifizierende und -produzierende Vorgänge begriffen werden. Damit wird eine evolutive Sicht des Bedeutungsproblems möglich, welche manche der unser Denken gefangen haltenden apriorischen Begriffssetzungen durch erfahrungsfundierte Konzeptionen ablösen kann, ohne positivistischen Einengungen zu erliegen. Organismische, cerebrale und kulturelle Strukturen können aus den gleichen semiotischen Prinzipien auf verschiedene Weise gebildet werden.

Im Hinblick auf die ausschlaggebende Rolle, welche dem Handeln menschlicher Individuen im kulturevolutiven Geschehen zukommt, entwickelt die semiotische Ökologie konzeptuelle und methodische Grundsätze für Wissenschaften von der menschlichen Kondition, insbesondere eine kulturbezogene Psychologie. Sie können aus den derzeitigen Antinomien zwischen "naturwissenschaftlich"&endash;materiell oder physikalistisch und "geisteswissenschaftich"&endash;ideell oder linguistisch reduzierenden Wissenschaften hinausführen.

 

2. Begleitseminar Semiotische Ökologie: Ankündigung

Begleitseminar zur Vorlesung "Semiotische Ökologie" (anstelle des angekündigten Seminars zur Wohnpsychologie: "Menschen mit ihren Dingen in ihren Räumen"). Es soll, im Anschluss an die Vorlesung, ausgewählte Themen semiotisch-ökologischen bzw. kulturpsychologischen Denkens vertiefen helfen. Ausgang von Fragen aus der und im Anschluss an die Vorlesung sowie von Texten im Umkreis der semiotischen Ökologie und von Beispielen aus sem.-ökol. Erprobungsfeldern wie der Psychologie des Wohnens, der Zeit, der Farbe, der Musik, etc.). Die Diskussion können sich unter anderem auf Bereiche wie Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Methodologie, Evolutionsbiologie, Ethologie, Ethnologie, Anthropologie, Kulturpsychologie erstrecken. Vergleiche mit anderen kulturpsychologischen Ansätzen, historischen undaktuellen, sind ebenfalls möglich.

 

Leseempfehlungen zur Vorlesung:

Lang, Alfred (1993) Handeln als Anbieten -- Lesehilfe zur semiotischen Ökologie. Bibliographische Angaben. Bern, Inst. f. Psychologie, 10 Pp.

Lang, Alfred (1992) Die Frage nach den psychologischen Genesereihen -- Kurt Lewins grosse Herausforderung. Pp. 39-68 in: Wolfgang Schönpflug (Ed.) Kurt Lewin -- Person, Werk, Umfeld: historische Rekonstruktion und Interpretation aus Anlass seines hundersten Geburtstages. Frankfurt a.M., Peter Lang.

Lang, Alfred (1993) Zeichen nach innen, Zeichen nach aussen -- eine semiotisch-ökologische Psychologie als Kulturwissenschaft. Pp. 55-84 in: Peter Rusterholz & Maja Svilar (Eds.) Welt der Zeichen -- Welt der Wirklichkeit. Berner Universitätsschriften. Bern, Paul Haupt.

Lang, Alfred (1992) Kultur als 'externe Seele' -- eine semiotisch-ökologische Perspektive. Pp. 9-30 in: Christian Allesch; Elfriede Billmann-Mahecha & Alfred Lang (Eds.) Psychologische Aspekte des kulturellen Wandels. Wien, Verlag des Verbandes der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs.

Lang, Alfred (1993) Non-Cartesian artefacts in dwelling activities -- steps towards a semiotic ecology. Schweizerische Zeitschrift für Psychologie 52 (2) 138-147.

Lang, Alfred (1998, im Druck) Das Semion als Baustein und Bindekraft -- Zeit aus semiosischen Strukturen und Prozessen. Pp. 73-116 in: Ernest W.B. Hess-Lüttisch & Brigitte Schlieben-Lange (Eds.) Signs & Time -- Zeit & Zeichen. Kodikas/Code Supplement 24. Tübingen, Narr.

Lang, Alfred (1997) Thinking rich as well as simple: Boesch's cultural psychology in semiotic perspective. Culture & Psychology 3 (3) 383-394.

 

zusätzlich zum Begleitseminar:

Boesch, Ernst E. (1993) The sound of the violin. Schweizerische Zeitschrift für Psychologie 52 (2) 70-81.

Lang, Alfred (1997) Denkmäler als Steine zum Anstossen -- Zur Entwicklung sozio-kultureller Systeme. Pp. 57-77 in: Volker Hoffmann (Ed.) Denkmalpflege heute. Bern, Peter Lang.

Lang, Alfred (1997) Fluss und Zustand &endash; psychische, biotische, physische und soziale Uhren und ihre psychologischen, biologischen, physikalischen und soziologischen Modelle. Pp. 187-235 in: Peter Rusterholz & Rupert Moser (Eds.) Zeit -- Zeitverständnis in Wissenschaft und Lebenswelt. Bern, Peter Lang.

 

Zur Semiotik allgemein:

Nöth, Winfried (1985) Handbuch der Semiotik. Stuttgart, Metzler. 560 Pp.

Nöth, Winfried (1990) Handbook of semiotics. Bloomington Ind., Indiana Univ. Press. 576 Pp. (Enlarged and improved English version of Handbuch der Semiotik 1985).

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