Alfred Lang | ||
Vorlesungsskript 1998 | ||
Semiotische Oekologie | 1988.00 @SemEcoSyst @EmpAnth @PhiSci @EcoPersp | |
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3. Evolution(en) | © 1998 by Alfred Lang | |
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vorläufiger Text!
3. Evolution(en)
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3. Evolution allgemein und spezielle Evolutionen
3.1. Genesereihen existentiell, als Voraussetzung realistischer Funktionsaussagen1. Lewins Aristotelische vs. Gailei'sche Wissenschaft2. Die Phänomenklassifikationsbasis in der Psychologie und ihre Folgen
3. Substanz- und Funktionsdenken
4. Funktionen des Wandels setzten existentielle Identität, in evolutiven Systemen also Genidentität voraus
5. Die konstruktive Methode vs. nominalistische Verfahren
3.2. Problem der (In)kommensurabilität von Ursache und Wirkung
1. transitive forces,2. forces with side-effects
3. simple discharge
4. notwendiger Zusammenhang
5. Zufall
6. affines Zusammenwirken
7. Selektive Kontingenz des Zusammenwirkens
8. Triadische Vorstellung von Verursachung oder Bedingungs-Wirkungs-Zusammenhängen
9. Dyadische Bedingtheit als Spezialfall der triadischen
3.3. Verständnis aller Gebilde als hervorgegangen aus der Wechselwirkung von vorhergehenden Gebilden
3.4. triadische Genesebezüge, Genesenetze
1. Kontingenz der Begegnung2. triadisch erklärte Evolution
3. Anaformation
4. Verzweigung für Variation (Wandel, Divergenz)
5. Verschmelzung für Selektion, Bewertung (Ordnung, Konvergenz)
3.5. Die drei evolutiven Bereiche
1. [kosmische Evolution; mineralische Evolution]2. Bioevolution (Phylogenese)
3. Individualevolution (Ontogenese; Erfahrungsbildung)
4. Kulturevolution (Traditionsbildung)
3.6. Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten der 3 Evolutionsbereiche 10.4.98
1. bio: Var: chromosomal, teils umweltlich, teils Eigendynamik; Sel: OrganismusÐUmwelt2. ind: Var: perz, emot(-kogn), überwiegend von aussen her; Sel: Lernen, Effekt, Erfolge, Gedächtnis, Gestalt, Passungen
3. kult: Var: individual profference, contingent encounters; Sel: Aufnahme, Spread, Multiplication, Bewährung, Gefallen, Gewohnheit, Vorbild, tenacity
3.7. Zeitverständnis
1. Vergangenheit als fixierte Geschichte, symbolisierbar2. Gegenwart als einzige Stelle der Interaktion unter relativer Kontingenz
3. Zukunft nur symbolisiert
3.8. Formationen und Strukturen
1. Aristoteles Trennung von prima materia und forma2. Formationen und Strukturen
3.9. Strukturen (Gedächtnis und Verbreitung in Raum und Zeit) Ñ Prozesse (Interaktion und Strukturbildung, -dissipation)
1. relative (nominale) Distinktion2. notwendige (reale) Differenz
3. Rolle der Gedächtnisformen in den 3 Evolutionen (jetzt nur skizziert)
a. Chromosomalb. Cerebral
c. Kultural
3.10. Raum-zeitliche Kontingenzen
3.11. Anaformation und Affinitätsgrade
1. Anaformation ("Partialverdoppelung")2. Affinität
3.12. Das Allgemeine und das Besondere
1. reale Allgemeine sind offensichtlich2. wie, wo, warum etc entsteht Allgemeines, worin besteht es?
3. was ist Singuläres?
4. Offensichtlich nicht auf Symbole wie Sprache und eng Verwandtes begrenzt
5. Es muss eine andere Sicht dieser Zusamenhänge geben!
Ich möchte in diesem Kapitel die Schlüsselrolle der Einsicht in den Umstand betonen und differenzieren, dass wir Menschen in allem, was wir sind und tun, Teile einer evoluierenden Welt sind. Die Tragweite dieser Einsicht kann kaum unterschätzt werden. Dass sie sich erst so spät und nur so langsam durchzusetzen vermag und Konsequenzen für unser Handeln noch kaum systematisch gezogen werden, ist meiner Meinung nach eines der folgenreichsten tragischen Momente der menschlichen Kondition. Wir sind immer noch tief im Griff der griechischen und christlichen Tradition (der hellenisierten judäischen Gott-und-Welt-Sicht), welche unsere Welt in eine ideale eigentliche und eine reale Scheinwelt teilt. Und je nach Zeitalter und Geschmack das Ideale mal in den Himmel, in mathematische Ordnungen, in logische Notwendigkeiten, in sog. Naturgesetze, in inviduell-bewusstseinsmässig oder kollektiv-sprachliche Konstruktionen, mal sogar in menschliche Gesetzesordnungen ver-setzt, und welche das Reale wo immer möglich ausblendet. Eine Seinsauffassung, die sich in den Kopf gesetzt hat, wir wären auf einem Weg, der uns nötige, den Inhalt unserer Köpfe immer mehr dem Charakter der Welt selbst anpassen zu müssen, obwohl das im Irdischen nie vollständig zu erreichen sei (zB Heilssehnsucht) und wir eh nichts anderes hätten, das was in unseren Köpfen sei (zB radikaler Konstruktivismus).
Dagegen kann uns offen evolutives Denken ermöglichen, was vor uns gewesen und ist, so weit wir es erfahren und erschliessen können, und was demnächst nach uns sein kann, so weit wir es entwerfen können, für wichtiger zu nehmen, als was extrem fern oder gar ausserhalb unserer raum-zeitlichen Welt sein und dennoch für uns bedeutwsam sein soll, obwohl solches fast ausschliesslich in unseren und unserer Vorfahren Köpfen erfunden worden ist. Das ist der allgemeine Sinn realistischen Daseins in evolutiver Manier.
Ich zeichne hier bloss eine Reihe von Vignetten, die aufeinander zu beziehen sind, wohl ein durchgehendes Ganzes meinen, obwohl ich die Zusammenhänge nur beschränkt nachzeichnen kann.
3.1. Genesereihen existentiell, als Voraussetzung realistischer Funktionsaussagen
3.1. Der Universalienstreit und die Kulmination des Anthropozentrismus
Zunächst schliesse ich an die mittelalterliche Unterscheidung des sog. Universalienstreits von Nominalien und Realien an. Die zentrale und ausgreifende Frage vor und nach 1200 war im engeren Sinn, ob unsere Allgemeinbegriffe und -sätze (Universalien) nur in unseren Köpfen oder gar nur in der Sprache (flatus vocis), also nominal, oder ob sie unabhängig davon (auch) real existieren.
Die Realisten (vor allem Duns Scotus) haben im Auge, was unabhängig von unserer Konzeption davon der Fall sein muss; in der Tat weisen alle Pferde, Hühner oder Menschen bzw. die Mitglieder "natürlicher" Klassen die stärksten Ähnlichkeiten auf, obwohl sie nicht ganz und gar identisch sind. Natürlich sind wir es erst heute, die es zweifelsfrei festellen können; da aber diese Dinge unabhängig von uns so werden, wie wir sie differenzieren und vergleichen können, existieren sie als Allgemeine unabhängig von uns. Der so implizierte Allgemeinbegriff ist ein realer; er versteht die konkreten Items, wie Peirce sagt, als Replikate (oder tokens) ihres Typus, deren Variationen um den von uns vorgefundenen und bloss spezifierten Typus tut dessen Allgemeincharakter keinen Abbruch; denn sie entstehen, ob wir mitwirken oder nicht. Das gilt für alle biotischen Einheiten, für gleichartige Strukturbildungen oder periodische Ereignisse wie Gestirne oder Pendelbewegungen wie für kulturelle Produkte, seien sie Buchstaben oder Geräte und ihre Komposita.
Die Nominalisten (allen voran Wilhelm von Ockham) setzen dementgegen auf die absolute Eindeutigkeit scharfer Begriffe und die offensichtlichen Vorteile in der Vermeidung von Unsicherheiten. Der Preis für diese Idealisierung ist natürlich der weniger evidente aber folgenreiche Nachteil des Ausblendens von Realitätskontrolle; maW man bewegt sich nun nur noch bedingt in der Bezugswelt, vielmehr in einer eigenen Welt von Symbolen. Es wird an anderer Stelle der Frage nachzugehen sein, inwiefern hier die Symbole in unseren Köpfen und die Symbole auf Papier oder im Computer in gleicher Weise idealistisch sind und mithin unter Realitätsverlust leiden. Genau besehen geht es also nicht um die Frage, ob Universalien unabhängig von unserer Konzeption sind; als Konzeptionen können sie es nicht sein. Sondern um die Entscheidung, bei der Begriffsbildung entweder den Referenzen unserer Begriffe (also den Sachverhalten) mehr Gewicht zu geben oder unserem Präszisionsbedürfnis (letzlich unserem Wunschdenken). Die Folge betrifft den Grad des Realitätsbezugs unseres Tuns, weit über unsere Begriffe hinaus.
Gegen 1300 entstand in jenem Universalienstreit nicht nur die beschriebene Einengung der Problemauffassung, sondern auch so etwas wie eine Mehrheitsmeinung: eine Art "Sieg" des Nominalismus, der seither die abendländische Geschichte nicht nur der Ideen und der Philosophie, sondern auch der modernen Wissenschaften mit ihren gereinigten wissenschaftlichen Begriffen und idealisierenden Gesetzesvorstellungen allgemein bestimmt. (Meine Darstellung hier orientiert sich an Charles Peirce (zB in seiner Rezension 1871 von Frasers Ausgabe von Berkeleys Werken, abgedruckt in: The Essential Peirce. Bd. 1 hrsg. von Nathan Houser und Christina Kloesel. Indian U. Press 1992) Das ist eine nachhaltige anthropozentrische Entscheidung, auch wenn sie noch einige Jahrhunderte als Projektion einer göttlichen Ordnung daherkommt. Es ist letztlich die Überzeugung, unsere Begriffe seien reiner, sauberer, klarer etc. als die Wirklichkeit (und wenn sich die Wirklichkeit nicht nach Gottes und (später) nach unserer Ge-setzen richte, dann sei sie selber schuld). Klassifizierte bioevolutive Arten zum Beispiel können leicht als reale Entsprechungen von Idealtypen verkannt werden, indem die evolutiven Übergänge und Zwischenformen ausblendet. Der "Erfolgsweg" des Abendlandes mit seinen "Vergewaltungen" der übrigen Welt dürfte in erster Linie dieser unrealistischen "Entscheidung" zu verdanken oder anzulasten sein.
Sehr hübsch zusammengefasst ist das Problem des Nominalismus in dem Satz: "Even if any given terminology is a reflection of reality, by its very nature as a terminology it must be a selection of reality; and to this extent it must function also as a deflection of reality" (Kenneth Burke, zitiert nach Kurt Schick, Dewey-L 98.04.15). Dem Ernstnehmen nominaler Fixierungen stehen überdies die Einsichten in das evolutive Gewordensein aller Dinge über Abwandlungen und Ausscheidungen radikal entgegen.
3.1.1. Lewins Aristotelische vs. Gailei'sche Wissenschaft
Ohne auf diesen Hintergrund einzugehen (der vor Peirce kaum und auch seither nur selten im Zusammenhang mit moderner Wissenschaftauffassung diskutiert worden ist) hat Kurt Lewin in seiner (1919 eingereichten und abgelehnten) wissenschaftstheoretischen Habilitationsschrift von 1922 (Der Begriff der Genese) und in seinen späteren wissenschafttheoretischen Schriften (vgl. die Bände I und II der Werkausgabe), diesen Gedanken in einer neuen Form dargestellt. (Lewin ist in starkem Masse vom in seiner Zeit vorherrschenden, tief nominalistischen Neokantianismus geprägt und verfolgt aber verschiedentich realistische Momente.)
Stark vereinfacht sagt Lewin: wenn Wissenschaften ihre Gegenstände zuerst nach Ähnlichkeit klassifizieren und dann nach Wenn-Dann-Zusammenhangen zwischen diesen Klassen forschen und solche als Gesetze darzustellen suchen, haben sie sich zu statistischen Aussagen (und zum Nominalismus) geradezu gezwungen und verpassen das Verständnis des realen Interaktionsgeschehens. (Und genau so ist natürliches jeder moderne psychologische Versuchplan aufgebaut!) Denn Klassen von Gegenständen können nicht aufeinander wirken, allenfalls in den köpfen oder Computern der Forscher; nur die einzelnen Objekte treten tatsächlich in reale Interaktion. Insbesondere komplexe Gebilde treten nur in künstlich eingegrenzten Fällen ausschliesslich unter jenen besonderen Merkmalen in Interaktion, welche zur Bildung der Klassenbegriffe benützt worden sind. In der Tat können irgendwelche Variablen, die kognitive oder motivationale etc. Vorgänge einfangen sollen, so wie sie konzipiert sind, wie nominale Universalien nur in der Köpfen der Forscher wirken. Lewin unterscheidet dieses von ihm "Aristotelisch" genannte Vorgehen von dem "Galileischen", welcher wirkliche Kugeln, auf schiefen Bahnen rollen liess bzw. jede von ihnen der wirklichen Erdanziehung unter wirklichen Bedingungen aussetzte. (Man sollte sich von den beiden Benennungen nicht ablenken lassen: "Aristotelisch" meint zunächst einfach klassenbegrifflich-nominal, "galilei'sch" zunächst einfach realistisch; zugefügt wird dem letzteren noch das "konstruktive" Moment.
3.1.2. Existentialreihen odere Genesereihen existentiell, als Voraussetzung realistischer Funktionsaussagen
Lewin folgerte: es ist nur sinnvoll von einem Gesetz zu sprechen, wenn zwei oder mehr Erscheinungsformen, die untereinander funktional in Beziehung stehen, deren Übergang von einer zur andern funktional gefasst werden soll, eine ihnen beiden gemeinsame Existenzgrundlage haben, nämlich wenn die Bedingung wirklich oder existentiell (und nicht nur in den Köpfen der Forscher) in die Wirkung übergeht. Und das heisst überdies, dass die Bedingungsform unabhängig von der Wirkungsform gefasst werden muss, während zugleich die durchgehende Existenz gesichert sein muss.
Es kann nicht gesetzmässig sein: zB wenn oder weil die Sonne aufgeht, stehen die Leute auf; zB weil es Mode ist, tragen die Leute lindengrün; zB weil die Sterne bei ihrer Geburt so und so standen, hat sie diesen oder jenen Charakter Deswegen nicht, weil kein lückenloser existentieller Weg in der Wirklichkeit selbst aufgezeigt worden ist oder klargemacht werden kann, wie es vom einen zum andern kommt.
Es kann nicht gesetzmässig sein: zB wenn oder weil jemand ein Geselligkeits- oder Aggressionsmotiv, einen Nahrungsbedarf hat, spricht er viel, attackiert oder isst sie, wenn oder solang nicht das Motiv oder der Bedarf als Bedingung unabhängig von deren Wirkung aufgewiesen wird.
Nun haben die Naturwissenschaften gezeigt, dass mit wenigen geschickt gewählten konstruktiven Begriffen in riesigen Geschehensbereichen solche Transformationen von Erscheinungen gültig und verlässlich ausgewiesen werden können, weil ihnen ein existentieller Zusammenhang durchgängig zugrundeliegt: Mit dem Begriff der Masse und deren raumzeitlich gefassten Bewegungen zueinander liess sich das Verhalten von Gestirnen, Billardkugeln, Geschossen etc. nicht nur beschreiben, sondern durch den damit konstituierten Begriff der Energie erklären; der Einbezug von Erscheinungen wie Wärme, stofflichen Bindungen, elektrischen Ladungen und Strömen ergab ein System zu Zusammenhängen, welches die verschiedenartigsten energetische Erscheinungen aus einfachen Prinzipen geleitet entstehen lässt. Die Möglichkeiten der stofflichen Erscheinungen wurden in ähnlicher Weise aus dem Begriff der Valenz konstituiert. In all solchen Fällen war existentiell impliziert, dass die Menge der Atome und der Menge der Energie unverändert bleiben und stets nur in unterschiedlichen Kombinationen oder Erscheinungsformen auftreten. Die realen Merkmale bekamen damit realistische Pendants in den Köpfen, beide als System gedacht, obwohl einige von den Begriffen real nur indirekt aufweisbar sind. Entscheidend ist, dass die entsprechenden Gesetzmässigkeiten nur dann gelten, wenn in abgeschlossenen Systemen kein Stoff und keine Energie dazukommt oder wegfällt.
Wie kommt es aber von einem Huhn zu einem Ei und von einem Ei zu einem Huhn? Stofflich besteht nur eine geringe Überschneidung; energetisch nach kurzer erster Lebensphase vom Ei zum Huhn ebenfalls nicht. Beide sind lebendig gerade dann, wenn sie laufend ihre molekulare Zusammensetzung und ihre Energie zunächst in sich selbst transformieren, beim Huhn jedoch darüber hinaus nicht nur in sich selbst, sondern auch mit derjenigen ihrer Umgebung in Austausch bringen. M.a.W. eine Physiko-Chemie des Huhnes oder irgendeines Lebewesens kann nicht von dem Lebewesen selbst abhandeln, sondern muss sich auf sein Ökosystem, den Organismus zusammen mit seiner Umwelt, mit der Stoff- und Energiewechsel stattfinden beziehen. Ein Lebewesen ist also energetisch-stofflich nicht bestimmbar; vielmehr sind es strukturelle Eigenschaften bei stofflich-energetischem Wandel, welche seine Huhn- oder Pferd- oder Menschhaftigkeit ausmachen. Diese strukturellen Eigenschaften sind überdies nicht konstant, sondern können sich über die Zeit des Lebens oder die Kette der Generationen wandeln, wie die Entwicklung über die Lebensalter, der Wechsel vom Huhn zum Ei und zum Huhn oder die evolutiven Diversifikationen der gesamten Biosphäre überhaupt zeigen. Dennoch muss man sagen, ein Huhn ist mit dem Ei, aus dem es kommt, oder ein Individuum ist mit seiner Ururgrossmutter oder seinem Enkelsenkelchen in gewisser Weise existentiell verbunden, wie Lewin sagt, auf eine biologische Art genidentisch. Und diese biologische Genidentität unterscheidet sich radikal von der Genidentität, die in dem Kästchen erfüllt wird, in dem ein physiko-chemisches Naturgesetz wie eine thermodynamische Gasgleichung, eine Bewegungsgleichung, oder eine chemische Reaktionsgleichung sich erfüllen.
3.1.3. Substanz- und Funktionsdenken
Verweis auf Cassirer 1910
Feuer-Wasser-Luft-und-Erde-Wissenschaften
3.1.4. Funktionen des Wandels setzen existentielle Identität, in evolutiven Systemen also strukturelle Genidentität voraus
3.1.5. Die konstruktive Methode vs. nominalistische Verfahren
3.2. Problem der (In)kommensurabilität von Ursache und Wirkung
Wissenschaft lange von der offenbar phänomal-kausalistisch bedeutenden Erwartung von Kommensurabilität (gleiche Ursache, gleiche Wirkung) ausgegangen. Obwohl zB die Regelkreiskonstruktionen und -analysen schon lange hätten auf eine weitere Konzeption von Verursachung oder Bedingungs-Wirkungs-Zusammenhang hinweisen können (der kleine Funke, der Explosion auslöst, der Schalter, der riesige Massen in Bewegng setzt, der Plan eines Menschen, der in der Tat im Lauf der Zeit Berge versetzt etc.)
Können wir diesbezüglich eine umfassendere Orientierung gewinnen?
3.2.1. transitive forces
(a) zB die Billardkugeln beim Zusammenstoss (idealerweise deterministisch)(b) zB die Moleküle der Gase beim Zusammenstoss (unvermeidlich kontingent; nur statistisch fassbar)
3.2.2. "forces" with side-effects
(a) zB die Gravitationsfelder, die elektromagnetischen Felder, die Temperaturdifferenzen und Strömungen in der Atmosphäre Se sind durch die raumzeitichen Gesamtheiten von Entitäten (wie Massen, Ladungen, Partikel, gebildet und bestimmen dann alles solchen Entitäten in ihrem Einflussbereich mit.(b) zB tierische und menschliche Handlungen
Wenn ein Tier ein anderes oder einen Teil einer Pflanze frisst, werden von dort aus zB keine Nachkommen sein; war wohl nicht beabsichtigt, (im Gegenteil, wäre erwünscht aus der Sicht des Fresser für morgen). Wenn A B liebt oder in B investiert, kann das ihn selbst und andere hindern, C zu lieben oder in (C) zu investieren
(c) Begriff "force" muss also erweitert werden bzw. es müssen Zusammenhangs- oder Wirkungsbegriffe er-/gefunden werden, welche letztere Fälle auch abdecken (sind ja nicht weniger wichtig als die ersteren!)
3.2.3. simple or complex discharge
(a) zB chemische Reaktionen wie Explosion, Implosion, Transfromation(b) zB Wirkungsketten etwa zum Sprengen beim Gotthardtunnel: unter allen möglichen Voraussetzungen (Rad, Bahnen, Transprotbedürfnisse, Gewohnheiten, Güteraustausch, etc. etc.) haben Letue geplant: warum grad dort? (Voraussetzungen: Geologie, Gewohnheiten, tausende von Urteilen und dere Bestigungen im Lauf der Geschichte über Topographie, Vorlieben et.c etc.)
3.2.4. notwendiger Zusammenhang?
(a) aus Planung?(b) "unisichtbare Hand" Gottes?
(c) jede Monade programmiert? (Leibniz) Ñ welches sind die Monaden? (Atome, Atomteile, Moleküle, Klumpen davon. Zellen, Organismen, Gesellschaften, das eine Ganze ?)
3.2.5. Regelmässigkeit, Systematik, Verlässlichkeit ohne Sicherheit
(a) ist offenbar die unleugbare Kondition von fast allem(b) Menschen scheinen, wenn sie systematisch denken, vorzuziehen, zwischen Notwendigkeit und seinem Gegenteil zu oszillieren. (Warum eigentlich?)
3.2.6. Zufall
(a) Zufall als Verlegenheitsursache, als wegzuwünschende, leider unvermeidliche "Störung" des idealen Gesetzes(b) Zufall als notwendige Bedingung in evolutiven Systemen
(c) Aber was ist Zufall, worin bestehen Zufallsbedingungenn?
3.2.7. relativ eigenständige Gebilde
Wenn kein Gebilde vollständig ein simpler Teil einer abgeschlossenen Maschinerie ist, wenn ein (einige oder alle) Gebilde das Verhalten eines anderen Gebildes nicht kennt (wie bei Leibniz' prästabilierter Harmonie), sondern sich in bezug auf ein anderes erst dann und nur solange interaktiv verhält, wie wirklich ein Einfluss zwischen den beiden wirkt, dann handelt es sich um ein relativ eigenständiges Gebilde, interaktionsfähig, aber nicht voll determiniert. Falls es transaktional, also durch Interaktion mit anderen Gebilden überdauernd, verändert werden und verändern kann , wird es zum Teilnehmer eines historischen Geschehens, welches auch durch die raumzeitichen Kontingenzen seines Eigenverhaltens mitbestimmt ist; und dies selbst dann, wenn es in seinen Reaktionsfähigkeiten absolut eindeutig vorbestimmt ist.
3.2.8. affines Zusammenwirken
3.2.9. Selektive Kontingenz des Zusammenwirkens
3.2.10. Triadische Vorstellung von Verursachung oder Bedingungs-Wirkungs-Zusammenhängen
3.2.11. Dyadische Bedingtheit als Spezialfall der triadischen
3.3. Verständnis aller Gebilde als hervorgegangen aus der Wechselwirkung von vorhergehenden Gebilden
3.3.1. Konstitution, Modifikation und Vergehen von Strukturen
3.3.2. Veränderungen gegenüber einer früheren gleichen Gelegenheit müssen veränderte Strukturen involvieren
(a) es können Formationen sein; dann ist die Änderung eine vorübergehende, einmalige(b) wenn Änderung etwas Systematisches zeigt, müssen Strukturen stark konstant wirken
3.3.3. Linearer, zirkulärer oder evolutiver Weltgang?
Wenn alle Gebilde aus je nur einem anderen Gebilde hervorgingen, dan müsste sich die Welt im Kreise drehen und der einzelne Kreis müsste ein für allemal programmiert sein; oder es gäbe nur einen einzigen Kreis (und wir hätten alle annähernde Wiederholung als Anschein von Ähnlichkeit zu vernachlässigen)
3.3.4. Lewin Ahnen (Aval-)- und Stammes-Genidentität in der Biologie
Konvergenz durch VerschmelzungenDivergenz zu Verzweigungen
3.4. triadische Genesebezüge, Genesenetze
3.4.1. Kontingenz der Begegnung
3.4.2. triadisch erklärte Evolution
3.4.3. Anaformation
3.4.4. Verzweigung für Variation (Wandel, Divergenz)
3.4.5. Verschmelzung für Selektion, Bewertung (Ordnung, Konvergenz)
3.5. Die drei evolutiven Bereiche
3.5.1. [kosmische Evolution; mineralische Evolution]
3.5.2. Bioevolution (Phylogenese)
3.5.3. Individualevolution (Ontogenese; Erfahrungsbildung)
3.5.4. Kulturevolution (Traditionsbildung)
3.6. Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten der 3 Evolutionsbereiche
3.6.1. bio: Var: chromosomal, teils umweltlich, teils Eigendynamik; Sel: OrganismusÐUmwelt
3.6.2. ind: Var: perz, emot(-kogn), überwiegend von aussen her; Sel: Lernen, Effekt, Erfolge, Gedächtnis, Gestalt, Passungen
3.6.3. kult: Var: individual profference, contingent encounters; Sel: Aufnahme, Spread, Multiplication, Bewährung, Gefallen, Gewohnheit, Vorbild, tenacity
3.7. Zeitverständnis
3.7.1. Vergangenheit als fixierte Geschichte, symbolisierbar
3.7.2. Gegenwart als einzige Stelle der Interaktion unter relativer Kontingenz
3.7.3. Zukunft nur symbolisiert
3.8. Formationen und Strukturen
3.8.1. Aristoteles Trennung von prima materia und forma
(a) ein unrealistischer Materiebegriff (Stoff)(b) ein unrealistischer Formbegriff (Geist)
(c) denn jeder Stoff ist geformt, mehr oder weniger "ordentlich", nach verschiedenen Ordnungsgesichtspunkten
3.8.2. Einige Formation sind Strukturen; alle Srukturen sind Formationen
Entscheidend ist das Zustandekommen von Formationen, die "sich" annähernd oder total "wiederholen" oder sonst Eigenschaften haben, die sie auch als (quasi-)einmalige auszeichnen = Strukturen
(a) Beispiele Atome, einfache Moleküle Gestirne kugelförmig, Gestirnsbahnen
Seifenblasen, Gletscherpfannen
Berggipfel von amorph bis Niesenförmig
die Symmetrien beim Lebenden
die Vertikalität beim Pflanzenwachstum
(b) lässt sich das auf die jeweiligen Strukturen selbst oder auf ihre Interaktion mit anderen zurückführen?
(c) können auch Entitäten struktureller Art wie Gravitationsfelder etc strukturierende Effekte haben?
3.9. Strukturen (Gedächtnis und Verbreitung in Raum und Zeit) Ñ Prozesse (Interaktion und Strukturbildung, -dissipation)
3.9.1. relative (nominale) Distinktion
(a) Strukturen und Prozesse lassen sich nur relativ zu einer Uhr (deren Minimaldiskrimination) unterscheiden(b) verschiedene Uhren werden mithin die Grenze notwendig anders setzen
(c) Vermessen, die Unterscheidung der menschlichen (inneren) Uhren zu verabsolutieren *(weider einmal einer jener versteckten Anthzropozentrismen); dh auch der Strukturbegriff ist kein Substanzbegriff, sondern eine Beziehungsbegriff unter Implikation eines bestimmten Index
3.9.2. notwendige (reale) Differenz
(a) Dennoch ist die Unterscheidung generell real.(b) Denn Evolution kann nur zustandekommen wenn etwas aus Zeit1 zur Zeit2 wirken kann; das muss strukturell sein relativ zu den beiden Prozessen P1, der es gemacht hat, und P2, in dem es wirkt.
(c) als solches kann es nichts überdauernd wirken; ausser wenn es strukturell überdauert
(d) eine Idee, der Geist, etc. kann nicht wirken ausser strukturell inkorporiert
3.9.3. Rolle der Gedächtnisformen in den 3 Evolutionen (jetzt nur skizziert)
3.9.3.a. Chromosomal
(a) Variation des Genoms aus Umgebung bedingt; aber Umgebung hat zunächst nicht einmal indexische Wirkung, sondern bringt enfach Änderung hervor(b) in zweiter Linie mitbestimmt (v.a. in Rekombination) durch die Gliederung des Genoms.
(c) Erst in der Organismusform tritt eine sachbestimmte Interaktion mit der Umwelt ein
(d) Das "Wissen" der Art über die Umwelt und den Umgang mit ihr entsteht erst daraus und so werden nur gewissen chromosomale Strukturen zum "Gedächtnis", nicht des Genombildungs-, sondern des Genombewährungsprozesses
3.9.3.b. Cerebral
(a) wir wissen das noch kaum; die Frage wurde so nicht gestellt, weil das verschieden Phänomene zu sein scheinen, obwohl sie eine gleiche Funktion tragen
(b) doch scheint klar zu sein, dass fast alle bekannten tierischen Organismen als Individuen in ihrer Lebenszeit Erfahrungen in ihrer Umwelt machen und in irgendeiner Weise viele davon in einer sehr effizienten Weise speichern können und so später im Leben zu verwerten imstande sind; oft über erstaunlich Bereiche ihrer Lebensspanne.
(c) Das muss meines Erachtens voraussetzen, dass diese Lebewesen im Zusammenhang mit ihrer Erfahrungsbildung überdauernde Strukturen bilden können, die zu einem späteren
zur Steuerung ihrer Wahrnehmung oder ihres Agierens mitbenutzt werden können. Wir wissen heute noch nicht genau, woring diese Strukturen materiell bestehen. Die Möglichkeit, dass sie ähnlich wie die biogenetische Information in molekularen Strukturen niedergelegt werden, ist nicht auszuschliessen, zB in den humoralen Strukturbildungen; doch scheint eine Vorstellung der neuronalen Strukturbildungen jedenfalls bei entsprechend ausgestatteten Tieren wahrscheinlicher zu sein, wonach neuronale Muster unter dem Einfluss der Erfahrung ausgebildet, modifiziert und verstärkt werden, welche zwar latent bleiben, doch unter späteren geeigneten Umständen annähernd oder gänzlich wiederholt werden können. Notwendig ist jedenfalls die Bildung von Gedächtnisstrukturen im weitesten Sinn und deren Reaktivierung zu späterer Zeit unter Bedingungen, in denen vermutlich Teile davon aus einem latenten in einen aktiven Zustand kommen.
3.9.c. Kultural
(a) Es ist wohl einer der grössten Mängel unseres Selbstverständnisses als Menschen, dass wir über die Natur der Prozesse, denen kulturelle Gegebenheiten generiert und zu anderen Gelgenheiten als Auslöser und Determinierende von neuen Prozessen fungieren können, nahezu nichts wissen. Klar ist, dass es sich ebenswo wie in den biogenetischen und den psychisch-cedrebralen Prozessen um semisische Geschehen handeln muss. Doch leider haben die Spezialisten die Semiotik immer auf besondere als Zeichen bekannte Strukteren beschränkt, obwohl im Prinzip jede hergestellte und transiente oder wenigstens einige Zeit überdauernde Struktur, die anderen Menschen zugänglich ist, diese semiosische Funktion tragen kann.
3.10. Raum-zeitliche Kontingenzen
3.11. Anaformation und Affinitätsgrade
3.11.1. Anaformation ("Partialverdoppelung")
(a) Die Generation von Verwandter, Ähnlichem;(b) die Einführung von Variation
3.11.2. Affinität
(a) Können alle Dinge mit allen interagieren? schon die Atome sind selektiv(b) anderer Ausdruck für selektiv: affin
(c) zeigt besser ,warum selektiv: Verwandtschft aus gemeinsamer Herkunft (aber zu Homologie kann auch Analogie treten; im Sinne von Schmuggel wie bei Mimikry oder im Sinne von Neuerfindung unter verwandten Bedingungen wie zB Farbensehen)
3.12. Das Allgemeine und das Besondere
3.12.1. reale Allgemeine sind offensichtlich
(a) Atome, Moleküle(b) Pendelschwingung, Gestirnsrotation oder -bahn
(c) Strömungen, Sedimentierungen
(d) Spezies von Tieren, Menschen (aber wo Klassengrenzen bis zur Variation zwischen Individuen)?
(e) Akte, Zeichen?
(f) Peirces Beispiele mit Buchstaben und Wörtern im Buch: types, tokens
3.12.2. wie, wo, warum etc entsteht Allgemeines, worin besteht es?
(a) wir sind also wieder beim Universaliensteit und der unangenehmen Teilung zwischen nominalen und realen Begriffen Ñ und Zechen(!!)
3.12.3. was ist Singuläres?
(a) es gibt doch offensichtliche unterscheidbar Einmaliges, Einziges, Unikate: Tiere,(b) nur durch Markierung bzw. Einsperren zu sichern
(c) was, wenn und insofern es sich ändert (Ñ> Lewins Genidentität)
3.12.4. Offensichtlich nicht auf Symbole wie Sprache und eng Verwandtes begrenzt
(a) Genetischer Kode als früheste Sprache(b) Unterscheidung von Zeichenstrukturen überhaupt und solche aus kombnierbaren Elementen
(c) Wo ist der Ort der Sinngebung? bei den Elementen, bei den Kombinaten
wenn nur bei den Elementen, ist die Sinngebung ans Kominat sinnlos wenn nur bei den Kombinaten, fällt das mit neuen Elementen zusammen
Verlust jeder Menge von Möglichkeiten der Darstellung vs. Ein-Ein-Deutigkeit der Zuordnung von Zeichen(träger) und (Sinn-)Bedeutung
3.12.5. Es muss eine andere Sicht dieser Zusamenhänge geben!
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