Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Visual Charts 1994

Das ökologische Grundmodell

Diagramme über die Mensch-Umwelt-Beziehung

1994.12

8 Diagramme + Kommentar @EcoPersp @GenPsy

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Acht Diagramme für den Unterricht

(Idee und Vorstufen seit ca. 1975)

© 1998 by Alfred Lang

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Inhalt   

 

Figur 1 Eine sich in sich selbst drehende, "geschlossene" "Psychologie"

Figur 2 Eine sich in sich selbst drehende "Psychologie" mit Bericht, entsprechend dem verallgemeinerten Fechner'schen Paradigma von Reiz und Reaktion

Figur 3 Introspektive "Psychologie" aufgrund von "Erfahrung" seiner selbst

Figur 4 Einführung des beobachtenden Forschers, seiner Inferenzen

Figur 5 Eine typische Funktionen-Ausstattung des allgemeinpsychologischen Individuums

Figur 6 Ein Bild des Funktionenzusammenhangs als nur relativ disparate Subsysteme

Figur 7 Ausweitung auf Entwicklung in der Kultur

Figur 8 Anwendung auf Differenz und Vergleich


Dies ist eine zu didaktischen Zwecken der Einführung und Verortung ökologischen und kulturpsychologischen Denkens im Verhältnis zum mechanistisch-isolierenden Denkens der modernen Psychologie entwickelte Diagramm-Reihe. Naturgemäss schematisiert sie stark. Ihr Sinn ist nicht Kritik, sondern die positive Herausarbeitung der wichtigsten Bestandteile einer Denkweise, welche Menschen als Teile ihrer zu wesentlichen Teilen selbstgemachten realen Umwelt versteht und sich klarmacht, dass Menschen also auch in dieser Lage von Forschern, welche ihrerseits in der gleichen Lage sich befinden, auf Begriffe gebracht und entsprechend untersucht werden müssen. Das methodologische Verständnis des Zusammenspiels von Forschern und Untersuchungspersonen in einem teils gemeinsamen Milieu ist erst rudimentär thematisiert (vgl. KuPsy Methodologie 1997). Das Grundschema der Figur wurde in Vorlesungen seit etwa 1975 eingesetzt und verschiedentlich modifiziert. Die Kommentare beruhen auf den Notizen zu einer Vorlesung zur Kulturpsychologie im SS 1994.


Inhalt

Figur 1 Eine sich in sich selbst drehende, "geschlossene" "Psychologie":

 

Zwar eine Karikatur und nicht den Tatsachen des Psychologie-Machens, wohl aber gewissen Konzeptionen davon durchaus entsprechend: ein unmittelbares und introspektives Psychologisieren, ein einzig interessierendes allgemeines individuelles Subjekt selbstverständlich und ungefragt voraussetzend:


 Inhalt

Figur 2 Eine sich in sich selbst drehende "Psychologie" mit Bericht, entsprechend dem verallgemeinerten Fechner'schen Paradigma von Reiz und Reaktion:

Zum Vorigen werden, zum Experimentieren unvermeidlich, Input und Output hinzugedacht:

Allerdings leider ohne gründliche Beobachtung des in der Zeit mehrfach zwischen Umwelt und Sinnessystem hin- und hergehenden Differenzierungs- und Orientierungsprozesses (wie ihn zB der damalige Psychologieprofessor an der U. of Michigan John Dewey (1896) The reflex arc concept in psychology, in klarster Weise eingefordert hat). An dieser Stelle dürfte die Psychologie des 20 Jh. um eines einfachen Denkschemas willen sich -- im wesentlichen bis heute -- dem Realismus verweigert haben.

 


Inhalt

Figur 3 Introspektive "Psychologie" aufgrund von "Erfahrung" seiner selbst:

Dies ist eine Schematisierung der gängigen hybriden, ausser in den beiden extremen Vorstellungen geisteswissenschftlicher und mechanistisch-behavioristischer Kreise absolut vorherrschenden Konzeption, welche das traditionelle introspektive Psychologisieren mit einer Reiz-Reaktions-Verbindung in vom Forscher augewählte Minimalaspekte der Umgebung vereint. Dieses Denken übersieht die Unmöglichkeit der Sicherung jeder Erkenntnis über das psychische Geschehen; denn hier ist das Forschungsobjekt zugleich die Forschungsmethode. Diese Denkweise wurde von den Behavioristen mit Recht, wenn auch mit einseitigen Argumenten, scharf bekämpft; da sie keine valablere Alternative anbieten konnten, hat es sich mit der sog. "kognitiven Wende" Ende der 60er Jahre weitgehend durchgesetzt. Natürlich ist aber die heute vorherrschende Psychologie damit nicht dem schon vorher "schwächeren" geisteswissenschaftlichen Modell gefolgt, sondern ohne gründliche Reflexion diesem hybriden Denken verfallen. Obwohl die sprachphilosphischen Einsichten das Gegenteil nahegelegt hätten, ist inzwischen in weiten Bereichen (Ausnahme: Sinnespsychologie) nahezu ausschliesslich der sprachlich gefasste subjektive Bericht im Gefolge von Stimulation zur primären Datengrundlage gemacht worden. Die Inferenzen der Forscher beruhen mithin auf Befunden, die alle, was immer in sie an Rand- und Reizbedingungen noch eingegangen, durch einen einzigen Darstellungskanal gekommen ist, welcher zudem unter den vom Forscher auferlegten radikalen Einschränkungen von der Person selbst und von der jeweilige Sprachkultur mitdefiniert wird. Bei den Verfahren der Computer-Simulation handelt es sich um Varianten sprach-getragener Fiktion; in Graden können solche Ansätze das Modell (4) annähern.


Inhalt

Figur 4 Einführung des beobachtenden Forschers, seiner Inferenzen:

Die Forscher bzw. die Forschergemeinschaft muss als Teil der Untersuchungssituation und mithin der Forschungsergebnisse eingeführt werden. Was die Psychologen tun (können) ist nichts als systematisch Korrespondenzen zwischen den Agierensweisen von stellvertretenden Personen in ausgwählten Situationen, die nach bestimmten Gesichtspunkten variiert werden, erheben und interpretieren. Diese Deutungen sind natürlich von Konzepten geleitet und beziehen sich in der Regel im wesentlichen auf jene Teile der Vermittlungsstrecke zwischen Reiz und Reaktion, welche der Beobachtung unzugänglich bleiben müssen. Es wird jetzt klar, welche eminenten Beitrag die Forscher nicht nur mit ihren Voraus-Konzeptionen des Zusammenhangs in ihre Ergebnisse hineinwerfen, sondern auch, wie sie sich durch die Auswahl der Reiz- und Reaktionsbedingungen verschliessen, der menschlichen Kompetenz des Auswählens und Wertens, und mehr noch des Herstellens von Umweltdingen überhaupt näherzukommen.

 


Inhalt

Figur 5 Eine typische Funktionen-Ausstattung des allgemeinpsychologischen Individuums

 

Entscheidend für eine realistische Auffassung sind die Einführung einer konkreten, aktuellen und damit unmittelbaren Umgebung des aktuellen Individuums und der Einbau der traditionellen Auffassungen von Wahrnehmung (Rezeption ) und Agieren (Operation, Verhalten, Handeln, Tätigkeit) also Folge von aktuellen Prozessen in eine überzeitlich-nominale Konstruktion. Die Konstitution und Regulation der beteiligten Gebilde muss als ein realer Prozesse zusammengesetzt aus einander folgenden rezeptiven und aktiven Komponenten gefasst werden. Die Forscher bringen durch die Unvermeidlichkeit, dieses Geschehen nur punktuell fassen zu können, ihre Auswahlgesichtspunkte mit hinein, sollten sie jedoch von Aspekten des Geschehens, nicht von ihren Vorkonzeptionen steuern lassen. Wie das Geschehen und Abstraktion von Zeit gefasst wird, ist deutlicher die Konzeption der Forscsher; deren realistische Korrektur kann aber nur aus den zeitaktuelen Beobachtungen erreicht werden. 


Inhalt

Figur 6 Ein Bild des Funktionenzusammenhangs als nur relativ disparate Subsysteme:

Die Postulierung von personinternen Verarbeitungs- und Strukturbildungsprozessen

Die Einsicht in das gemeinsame Werden von Individuum und Umwelt

Die Festellung von personexternen Prozessen und Strukturbildungen und ihrer Rückwirkungsmöglichkeit, direkt und indirekt

Die entscheidende Rolle von "Gedächtnis", Bewahrung zu späterer Wirkung:

- phylogenetisch der organismischen Strukturen und instinktuellen Potentialen

- ontogenetisch der persönlichen Erfahrungs- und Wirkungsgeschichte

- kulturgenetisch der gemeinsamen zwischenmenschlichen Strukturbildung und ihrer Potentiale 


Inhalt

Figur 7 Ausweitung auf Entwicklung in der Kultur:

 

 

Schlüsse auf personinterne Grundstrukturen und Prozesse:
- Primärsysteme Kognition und Motivation, mit Lern und Aufmerk und Person

- Sekundärsyteme Erleben, Imagination, Sprache, Selbst

- Wir sollten das Subjekt nicht setzend, sondern suchend bestimmen!


  Inhalt

Figur 8 Anwendung auf Differenz und Vergleich

- Der Funktionskreis in semiotischer Auffassung

- affine interne und externe Strukturbildungen und Wirkungspotentiale

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