Alfred Lang | |
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University of Berne, Switzerland | |
Book Review 1991 | |
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Rundbrief der Gesellschaft für Kulturpsychologie, Juli 1991
Buchbesprechung: Bruner, Jerome (1990) Acts of meaning. Cambridge Ms., Harvard Univ. Press.
In der Harvard Univ. Press ist 1990 das neue Buch von Bruner erschienen, ein plakatives Plädoyer für eine Kulturpsychologie. Der große Alte spricht: Es sei eine große Unruhe in der Psychologie ausgebrochen; diese Disziplin müsse neu angelegt werden. Die weitere Gemeinschaft der geistig Interessierten fände unsere Zeitschriften zunehmend belanglos mit ihren kleinen, sauberen Untersuchungsberichten, die nichts seien als Antworten auf kleine saubere Untersuchungsberichte.
Was schlägt Bruner vor, wie Psychologie relevant, wie sie kulturpsychologisch werden könnte? Ich bin recht sehr enttäuscht.
In den vier Jerusalem-Harvard-Vorlesungen zieht er eine nüchterne Bilanz der von ihm 1956 miteingeleiteten Kognitiven Wendc. Die Informationsverarbeitungs-Variante mit der eingängigen Computer-Metapher vom Menschen habe die Leitidee eigentlich ins Gegenteil pervertiert. Im wesentlichen ein gescheitertes Projekt. Warum er angesichts dieses Beispiels dennoch für den Ersatz der kausalen Erklärungen menschlichen Tuns durch bloß plausible plädiert, lässt er undiskutiert. Mit Recht betont er, der Mensch sei das bedeutung-schaffende Lebewesen. Seine Antwort auf die Frage, wie die Bedeutungsstiftungen und die Bedeutungswirkungen zu fassen seien, ist aber doch so wenig ein Aufbruch zu neuen Ufern, wie es die traditionsvergessene Kognitionspsychologie der 60er und 70er Jahre gewesen ist.
Alltagspsychologie ("Folk Psychology") ist seine Formel. Das kognitive System des Verstehens seiner selbst und der anderen, das in jedem Menschen operiere, sei die Basis der Kultur und müsse mithin als Ausgangspunkt der Kulturpsychologie genommen werden. Dieses kognitive System habe narrativen, nicht konzeptuellen Charakter; es sei gewissermassen nachzuerzählen. Allerdings werde es von den Leuten selbst nur dann "erzählt", wenn seine Konstituenten auf Widerstand stiessen. Die von den Leuten gegebenen Erklärungs-Erzählungen seien Versuche, den Abweichungen vom erwarteten "Normalen" Begründungen zu geben; sie implizierten Intentionen in den Protagonisten und Normen (kanonische Elemente) in der Kultur.
Bruner führt seine Alltags-Kulturpsychologie an zwei Beispielen aus: der frühen Enkulturation und dem Selbst im Lebenslauf. Das erste ist sein Feld gewesen - man bewundert seine Ubersicht. Das zweite - ich für meinen Teil ziehe gute Literatur vor.
Alfred Lang
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© 1998 by Alfred Lang, scientific and educational use permitted, last revised 98.03.06 Lang