Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Journal Article 1978

Verteilung, Korrelate und Veränderbarkeit der Tonhöhen-Identifikation (sog. absolutes Musikgehör) [1]

1978.06

@Audit @Music

68 / 95KB + 7 figs., 3 tabs.
Last revised 98.10.31

Lisbeth Hurni und Alfred Lang

Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und Ihre Anwendungen 37 (4) 265-292

© 1998 by Alfred Lang

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Inhalt



Inhalt

Abstract: An attempt is made to understand tbe phenomenon of absolute pitcb in the context of otber qualities of auditory perception. Tbe objective of the four empirical studies reported is to critically investigate some problematical issues of the traditional typological view of pitch identification.

Firstly an account is given of tbe development of a hearing test; its structure and preliminary evaluation data are described. Performance in absolute and relative pitch identification is measured with tbis test in two groups: a sample of 451 students representative of tbe general school population of tbe city of Bern (Switzerland) and a group of 80 professional music students of a conservatory. In contrast to expectations from a typological view the distribution of tbe scores is approximately normal in botb groups. Moderate or zero relationships are found to variables descriptive of tbe musical activities of the subjects and their milieu. Tbe modifiability of pitch identification is finally demonstrated in a training experiment with 21 children, using a specially constructed training device.

 

Zusammenfassung: Die Autoren versuchen, das Phänomen des absolutes Musikgehörs im Rahmen anderer Qualitäten der Gehörswahrnehmung zu verstehen. Vier empirische Untersuchungen werden dargestellt, deren Ziel eine kritische Klärung einiger problematischer Aspekte einer typologischen Auffassung des Tonhöhen-Erkennens ist.

Zuerst wird über die erste Entwicklungsphase eines Gehörtests berichtet und dessen Aufbau und Gütekriterien dargestellt. Leistungen im Absolut- und Relativhören werden dann mit diesem Test bei einer für die Bevölkerung der Stadt Bern repräsentativen Stichprobe von 451 Schiilern sowie bei 80 Musikstudenten des Konservatoriums erhoben. Im Gegensatz zu Erwartungen aus einer typologischen Auffassung ist die Verteilung in beiden Gruppen annähernd normal. Mässige, bzw. keine Zusammenhänge wurden mit einigen Variablen gefunden, welche Merkmale der Vpn und ihrer Umgebung sowie ihrer musikalischen Aktivität erfassen. In einem Lernversuch mit 21 Kindern konnte die Veränderbarkeit des Tonhöhenidentifizierens durch Uebung mit einem speziellen Gehörstrainer nachgewiesen werden.

 

Résumé: Les auteurs analysent le phénomène de l'ouïe absolue dans le contexte d'autres qualités de la perception auditive et présentent quatre recherches ayant pour but l'examen critique de quelques aspects problématiques de l'interpréation typologique de l'ouïe absolue.

I1s décrivent le développement d'un test d'audition, sa structure et sa fidélité. Les performances de l'ouie absolue et relative ont été examinées auprès d'un échantillon de 451 élèves, représentatif de la population scolaire de la ville de Berne, et auprès de 80 étudiants en musique du Conservatoire. Contrairement aux attentes découlant de l'interpétation typologique de l'ouïe absolue, les distributions des performances des sujets des deux groqes sont aproximativement normales. Les corrélations entre ces performances et des variables caractéristiques des sujets, de leur environnement et de leur activité musicale, sont modérées à nulles. A l'aide d'un dispositif spécifique, il a été possible de démontrer par une exprience portant sur 21 enfants que la capacité d'identifier la hauteur des sons peut être modifiée par un entrainement approprié.


Inhalt

In der musikpsychologischen Literatur wird das absolute Musikgehör definiert als die «Fähigkeit, Einzeltöne ohne weitere Hilfsmittel sofort zu erkennen und richtig zu benennen, bzw. einen mit Namen angegebenen Ton durch Singen oder Pfeifen ohne weiteres zu reproduzieren» (Révész 1946). Bei anderen Autoren finden sich in der Regel Definitionen, die nur in der Formulierung, nicht aber im wesentlichen Gehalt davon abweichen (vgl. die Übersicht bei WARD, 1963 sowie die von TAUTENHAHN, 1975, zusammengestellte Bibliographie von rund 130 Titeln). Häufig wird eine solche Definition zudem mit der Behauptung verbunden, das absolute Gehör sei eine «besondere, angeborene, bei verhältnismäßig wenig Menschen anzutreffende Fähigkeit» (Révész 1946).

Es ist unmittelbar einsichtig, daß eine solche Definition zwar mindestens einen wichtigen Aspekt des Phänomens beschreibt, andererseits jedoch eine psychologische Analyse durch die Betonung des Produktes vor dem Prozeß erschwert und durch den voreiligen Beizug des Fähigkeitsbegriffes einschränkt.

Aehnlich wie beim Problembereich Denken - kognitive Prozesse und Leistungen - Intelligenz, ist in der Musikpsychologie der differentialpsychologische Ansatz in den Vordergrund gestellt, ja entsprechend einem speziellen Zeit- und Ortsgeist fast ausschließlich gesehen worden: charakterologische Typologie bei WELLEK (1938) oder System verschiedener Typen des absoluten Musikgehörs bei BACHEM (1937; z. B. agenuine absolute pitch, quasi-absolute pitch, pseudo-absolute pitch u. a.).

Im folgenden sollen einige empirische Untersuchungen dargestellt werden, deren Ziel die kritische Klärung einiger problematischer Aspekte einer engen, differentialpsychologischen Auffassung des absoluten Gehörs ist.

Bei Durchsicht der Literatur zeigt sich, daß stets nur ausgewählte Gruppen von Versuchspersonen über das absolute Gehör untersucht worden sind. Dabei erfolgte die Auswahl meist nach willkürlichen und nicht selten die Untersuchungsziele vorwegnehmenden Kriterien. Es ist daher unbedingt nötig, einmal Repräsentativuntersuchungen über solche Gehörsleistungen durchzuführen.

Zu diesem Zweck ist die Konstruktion eines standardisierten Gehörtests erforderlich. Auch dieses Vorhaben trifft einen schwachen Punkt der bisherigen Forschungstradition (vgl. WARD 1963). In den Untersuchungen wurden zumeist informelle ad hoc Verfah-ren verwendet, bei denen man oft mit erstaunlicher methodischer Sorglosigkeit den Probanden eine Auswahl von Tönen zum Benennen darbot. Nur selten kam es zum Einsatz formeller Verfahren, und bisher ist gar nicht versucht worden, eine Konvention über eine akzeptierbare Standardmessung zu begründen.

Schließlich ist die bisherige Forschung zu großen Teilen von einer primitiven Nativismus-Empirismus-Kontroverse gekennzeichnet. Auch wenn man nicht ausschließen will, daß Erbfaktoren die interindividuelle Variation der Gehörsleistungen determinieren, ist anzunehmen, daß solche Leistungen durch Lernen verbessert werden können. Nachdem neuerdings nach einigen unklaren (vgl. Uebersicht bei HURNI 1977) auch einige erfolgreiche Nachweise dafür erbracht worden sind (u. a. CUDDY 1970, BRadY 1970). geht es uns weniger um das Erbringen weiterer Belege als um das Entwickeln von Trainingsverfahren, die in weiteren Untersuchungen eingesetzt werden können: bessere Kenntnis über einen Prozess ist oft aus dem Wissen darüber zu gewinnen, wie man ihn verändert.

Um unsere Ergebnisse besser verstehen zu können sowie im Hinblick auf weitere geplante Untersuchungen mochten wir jedoch vorab versuchen, das absolute Musikgehör in den Zusammenhang weiterer Phänomene der Gehörswahrnehmung einzuordnen.

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1. Wahrnehmungsqualitäten im Tonhöhenbereich

Die Menschen sind fähig, mit Stimme und vielen Instrumenten kontinuierliche Tonhöhenvariationen zu erzeugen. Dementsprechend können wir' Tonfrequenzunterschiede in den Größenordnung von Bruchteilen eines Prozents unterscheiden (CORSO 1967). Dennoch sind die Tonsysteme praktisch aller musikalischer Kulturen kategorialen Charakters. Das bedeutet, daß in einem musikalischen Kontext unterschiedliche Tonfrequenzen wenigstens innerhalb eines bestimmten Variationsbereiches nicht als unterschiedliche Töne wahrgenommen, sondern als der gleichen Kategorie zugehörig empfunden und benannt werden (gleicher Tonname); erst Frequenzveränderungen über diesen Bereich hinaus führen zur Wahrnehmung eines anderen Tones (anderer Tonname). Innerhalb der Bereiche entstehen dann oft neue Wahrnehmungsqualitäten, die zwar auch von der Frequenzvariation abhängig sind, aber nicht primär als Tonhöhe, sondern z. B. als Intonationsgüte oder als Vibrato, Portamento u. dgl. wahrgenommen werden. Hierbei sind in der Regel die Kategoriengrenzen nicht fixiert, sondern variieren in Abhängigkeit vom Kontext; z. B. kann eine gegebene Tonfrequenz als (schlecht intoniertes) cis wahrgenommen werden, obwohl es seiner Frequenz entsprechend in die Kategorie d gehörte.

Aus diesen Ueberlegungen wird ein grundlegendes Prinzip der modernen Wahrnehmungspsychologie einsichtig, nämlich daß eine Wahrnehmung nicht nur aus Eigenschaften des Reizes, sondern ebenso sehr und oft mehr aus der Charakteristik des wahrnehmenden Systems erklärt werden muß. Welche sensorischen, perzeptiven und kognitiven «Mechanismen, oder «Theorien» dabei beigezogen werden müssen, ist zumeist eine Frage der jeweiligen Wahrnehmungsqualitäten und kann kaum allgemein beantwortet werden.

Für den Qualitätsbereich der Tonhöhe stellt sich die Situation bei näherem Zusehen noch weit komplexer dar. Selbst wenn man die Betrachtung auf reine Sinustöne einschränkt (die in der Natur selten vorkommen), so kann man der einfachen Variation auf der physikalischen Frequenzdimension zumindest vier verschiedene Wahrnehmungsmerkmale zuordnen, welche im folgenden in Anlehnung an DOWLING (1978) dargestellt und als «Skalen» bezeichnet werden [2].

1. Die erste Skala betrifft das wahrgenommene Tonhöhenkontinuum, dessen Skalenwerte (z.B. Mel-Skala von STEVENS und VOLKMANN 1940, vgl. CORSO 1967) über den ganzen Bereich hörbarer Töne der Tonfrequenz ungefähr logarithmisch zugeordnet sind; allerdings hängt diese Funktion von der verwendeten psychophysischen Methode ab, und ihre Form ist nicht über den ganzen Bereich hinweg gleichbleibend.

2. Dieser kontinuierlichen Skala überlagert ist die diskontinuierliche oder diskrete Skala des Tonmaterials. Sie kommt dadurch zustände, daß die Wahrnehmung Schälle mit erkennbarer Tonhöhe zumindest in musikalischem Kontext kategorisiert, und zwar in der Regel in ein System von Halbtonschritten. Die Tonmaterialskala eines Hörers ist von der Musikkultur, ,in der er hört, abhängig, wie durch die Existenz verschiedener Skalen demonstriert wird (temperierte Skala, pythagoreische Skala usw.). Der Tonmaterialskala des Hörers entspricht das «objektive, Tonmaterial, das ist die Menge der Töne in denen üblicherweise die Instrumente gestimmt und gespielt werden können. Interessant ist der zyklische Charakter der Tonmaterialskala: sie wiederholt sich über dem Tonhöhenkontinuum rund zehn Mal (Oktavstruktur). Ferner fallt auf, daß die Tonmaterialskala relativ ist, d.h. sie kann von jeder beliebigen Frequenz ausgehend aufgebaut werden.

3. Nur in seltenen Fällen benützt eine Musikkultur die ganze Tonmaterialskala (z. B. die Zwölftonmusik der Wiener Schule); in der Regel begnügt man sich mit einer speziellen Auswahl, nämlich der Tonleiterskala von meistens 5,7 oder 8 Tönen. Dem entspricht die Regel, daß die menschlichen Verarbeitungsmöglichkeiten bei etwa 7 2 zu unterscheidenden Kategorien erschöpft sind. Beispiele sind die Dur-Skala, die Moll-Skalen, die pentatonische Skala und die Blues-Tonleiter. Die Tonleitern lassen sich auf dem Hintergrund der Tonmaterialskala als eine Reihung von größeren oder kleineren Tonschritten verstehen (Halbtonschritt, Ganztonschritt, usw.). In der Regel fügt die Tonleiterskala dem qualitativ homogenen Tonmaterial etwas hinzu, was als unterschiedliche Bedeutung der Leitertöne «Gewichte» setzt, z. B. gibt es einen wichtigeren Grundton und einen Leitton, der zum Grundton hinführt usf. Auch die Tonleiterskala ist gegenüber dem Tonhöhenkontinuum relativ; der zyklische Charakter ist eher noch verstärkt [4].

4. Eine vierte Skala entsteht nun dadurch, daß die Tonleiterskala auf dem Tonhöhenkontinuum bzw. der Tonfrequenz festgelegt oder «verankert, wird DOWLING 1978) [5]. Dadurch wird aus einer Tonleiter eine Tonart. Auch die Tonartskala ist zyklisch, aber nicht mehr relativ.

Bei der Produktion und beim Hören von Musik sind solche Skalen gewissermaßen die Bausätze für die Gestaltung. Beispielsweise besteht eine Melodie aus einer zeitlich gestaffelten Folge von Werten aus der Tonleiter- oder Tonartskala, eine Harmonie aus simultanen oder gestaffelten Gruppen von Werten, die ihrerseits zeitliche Folgen bilden. Zusätzlich zum Tonhöhenbereich betreffen weitere Skalen. Qualitäten wie Dynamik, Takt, Rhythmus, Klangfarbe usf.

Beim Musikhören und -gestalten ist es nun möglich, sich auf die ersten drei der skizzierten Skalen zu beschränken oder aber einen besonderen und zusätzlichen «Gewinn» bezüglich gestalterischer Reichhaltigkeit auch aus der vierten, der Tonartskala, zu ziehen. Man könnte dementsprechend von einem engen bzw. einem elaborierten Code beim Komponieren und beim Musikhören sprechen. Damit, daß der Komponist über einen elaborierten Code verfügt, d.h. die Tonartskala als Gestaltungsmittel einsetzt, ist noch nicht gesichert, daß dies auch vom Musikhörer wahrgenommen werden kann es sei denn, dieser verfüge ebenfalls über den elaborierten Code.

Musikpsychologisch stellt sich die Frage, wie der elaborierte Code zustande kommt; andererseits interessiert besonders im Hinblick auf angewandte Fragen die interindividuelle Variation im Gebrauch des elaborierten Codes.

Die Verankerung der Tonleiterskalen auf dem Tonhöhenkontinuum kann im wahrnehmenden System des Hörers vorübergehend oder permanent erfolgen. Ist die Verankerung wenigstens temporär, so ist Modulation möglich, d.h. Musik, die zwar von einer bestimmten Tonart ausgeht, andere Tonarten aber kontrastierend beizieht. Nur wenn die Verankerung im Hörer überdauert, so kann auch die Haupttonart eines Stuckes (im Kontrast zu anderen, früher gehörten Stücken) als Gestaltungsmittel Bedeutung bekommen.

Eine zusätzliche Voraussetzung für die Möglichkeit des elaborierten Codes ist die Existenz eines sozialen Standards, nämlich der Konvention, daß alle Musiker einer Kultur ihre Instrumente stets gleich stimmen, d. h. ihre Tonmaterialskala und damit alle spezielleren Skalen mit Hilfe des sog. Normaltones (z. B. A1 = 440 Hz) an das Tonfrequenzkontinuum binden.

In der geläufigen Terminologie sprechen wir im Fall des engen Codes mit der Beschränkung auf die Tonleiterskala vom Relativ-Hören, im Fall des elaborierten Codes unter Einschluß der Tonartskala vom Absolut-Hören. Auf dem Hintergrund dieser Überlegungen ist ein Absolut-Hörer also jemand, der seine Tonleiterskalen oder seine Tonmaterialskala permanent im Tonhöhenkontinuum verankert und zudem sein Tonhöhenkontinuum mit der geläufigen Konvention der Normaltonfrequenz in Übereinstimmung gebracht hat.

Allerdings wird so nun deutlich, daß das Benennen- oder Singen-Können von isolierten Einzeltönen natürlich nur eine von mehreren möglichen Fol- gen der Verfügbarkeit des elaborierten Codes sein dürfte. Zudem sind für solche besonderen Gehörsleistungen weitere Voraussetzungen als nur spezielle Hörfahigkeiten notwendig, nämlich zumindest solche des Gedächtnisses (z. B. bezüglich des Grades der Permanenz), des Lernens (z. B. der sozial-musikalischen Norm), der Kognition (z. B. bezüglich Tonnamen und Tonleiterhierarchie).

Die nachfolgend dargestellten Untersuchungen wurden zwar nicht geplant, um die beschriebene Auffassung des absoluten Gehörs zu überprüfen. Hingegen hoffen wir, aus der Interpretation der Ergebnisse einige Hinweise zu Gunsten einer Einordnung des Absoluthörens in eine umfassendere Kenntnis der Gehörserscheinungen gewinnen zu können. Erst in einer späteren Phase soll versucht werden, unsere Auffassung zu einer Theorie des Absoluthörens auszubauen.

In der Darstellung der Untersuchungen müssen wir uns aus Raumgründen auf die wesentlichen Bedingungen, Ergebnisse und Interpretationen beschränken. Für weitere Befunde und technische Details sei auf die Originalarbeiten verwiesen: HURNI-SCHLEGEL 1977; STUCKI und KAUFMANN-JUNGEN 1977; BRÖNNIMANN 1978.

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2. Zur Entwicklung eines Gehörtests

Im Hinblick auf die Entwicklung eines standardisierten Meßverfahrens nehmen wir die einzelnen Bestimmungsstucke aus der traditionellen Definition des absoluten Gehörs auf (vgl. oben S. 265):

«Fähigkeit»: Was wir zu messen versuchen, ist natürlich nicht die Fähigkeit, sondern eine Leistung im Tonhöhenidentifizieren. Es ist angezeigt, das Verfahren nach testtheoretischen Grundsätzen zu konstruieren Zur Konstruktion eines längerfristig einsetzbaren und allgemein akzeptierbaren Tests sind weitere Vorkenntnisse über die Natur des zu messenden Phänomens nötig, die jetzt noch nicht zur Verfügung stehen.

«Erkennen» oder «Identifizieren»: Aus praktischen Gründen beschränken wir uns auf den passiven Modus des Benennens von vorgegebenen Tönen. Um die Rolle der größeren oder geringeren Vertrautheit mit Tonnamen (Struktur von Zeichensystemen wie c, d, e, usw. oder do, re, mi, usw.) zu minimalisieren, geben wir im Antwortblatt für jede einzelne Aufgabe die Zeichnung einer Klaviertastatur mit den eingeschriebenen Tonnamen nach beiden Zeichensystemen.

Einzeltöne: Auf Grund der Ergebnisse von TAUTENHAHN (1976) haben wir das Verfahren mit Sinustönen aufgebaut, um den Einfluß der Erfahrung mit verschiedenen Instrumenten gering zu halten. Damit entfallen allerdings Eigenschaften der musikalischen Töne, die eine wichtige Grundlage der Tonhöhenidentifikation sein können (vgl. auch TAUTENHAHN 1976, Tab. 3). Ferner ist zu bedenken, daß ein Test mit Einzeltönen doch eine sehr spezielle Form des Hörens von musikalischem Material darstellt; die Frage, ob beispielsweise das Erkennen von Tonarten dem Erkennen von Einzeltönen voraus- oder nachgeht, bedarf der Klärung.

«Ohne weitere Hilfsmittels»: Zunächst sollte offenbar durch diese Formel das Heranziehen äusserer Referenztöne wie Stimmgabel, Instrument ausge- schlossen werden. Durch Instruktion der Vpn versuchten wir auch Hilfsmittel wie vor sich hin Summen oder Singen zu unterbinden. Von verschiedenen Autoren ist jedoch schon früher gesehen worden, daß im Gedächtnis vorhandene innere Referenztöne ebenfalls gelöscht werden sollten (vgl. WARD 1963), da sonst ein einmal richtig erkannter Ton von Aufgabe zu Aufgabe «mitgenommen» werden könnte. Eine Verlängerung der Pausen zwischen den Items kommt aus testpraktischen Gründen nicht in Frage, so daß ähnlich wie bei TAUTENHAHN (1976) mit einem Störsignal eine entsprechende «Löschung» oder Interferenz versucht werden soll. WARD (1963) weist mit Recht darauf hin, daß die Wirksamkeit solcher Störsignale eines Nachweises bedarf. Allerdings wäre auch zu bedenken und zu untersuchen, daß «Störsignale» mit dem Erkennen des nächstfolgenden Tones interferieren könnten.

Leistungskriterium bzw. Fehlertoleranz: Die typologische Betrachtungsweise erfordert die Angabe eines Leistungsniveaus, bei welchem man von ab solutem Gehör sprechen will. Da ein solches Kriterium jedoch nur willkürlich festgelegt werden kann und tatsächlich von verschiedenen Autoren mit beträchtlichen Unterschieden gewählt worden ist, ziehen wir die dimensionale Betrachtung vor und analysieren die empirische Verteilung der erbrachten Leistungen. Der kategoriale Charakter der für die Testantworten verwendeten Tonnamen bringt allerdings immer noch Willkür bei der Definition der Mess-Skala mit sich. Sofern man nicht mit Hilfe eines Herstellungsverfahre der kontinuierlichen Qualität Tonhöhe Rechnung tragen will, wäre der naheliegende Kompromiß eine Analyse der Fehlerverteilung auf der Halbtonskala. Dies wird im Rahmen einer geplanten Itemanalyse nachzuholen sein; für den Augenblick begnügten wir uns mit einer Auswertung nach dem Richtig- Falsch-Prinzip. Um die Vergleichbarkeit mit älteren Befunden zu verbessern, bewerteten wir die Leistungen mit einer Fehlertoleranz, d. h. Fehler von einem Halbton unter oder übes dem dargebotenen Ton wurden nicht berücksichtigt. Um die Problematik der Oktavverwechslungen auszuschalten, wurde schließ- lich der Test auf den Umfang der mittleren Oktave beschränkt.

 

Vorversuche zum Störsignal

In früheren Arbeiten wurden die folgenden Störsignale benutzt: weißes Rauschen, Sinus-, Rechteck- und Dreiecktöne in rascher zufälliger Abfolge, «Sweeps», Klaviertöne, «Clusters», gesprochener Text, Feuersirene. TAUTENHAHN (1976) verwendete eine Sirene, deren Tonhöhe kontinuierlich auf und ab ging und die von der Vp auf einem Tongenerator so genau wie möglich «nachgefahren» werden mußte. Nur eine aktive Tätigkeit der Vp vermochte genügend vom vorher identifizierten Ton abzulenken. Dieses bewährte Störsignal ist jedoch nur für Einzeluntersuchungen geeignet und kann für den Gruppentest nicht übernommen werden.

In eigenen Vorversuchen wurden verschiedene, auf einem Synthesizer hergestellte Störsignale auf ihre Wirksamkeit überprüft: rasche Zwölftonfolgen während 23 Sekunden; modulierende Akkordfolgen, jeweils von einem andern als dem vorher identifizierten Grundton ausgehend; Störaufgaben, in denen ein vorausgestellter Ton innerhalb einer Zwölftonfolge wiedererkannt und mit der richtigen Stellung benannt werden mußte. In mehreren Untersuchungen wurden Schulklassen Tonpaare dargeboten, die auf Gleichheit bzw. Verschiedenheit beurteilt werden mußten, wobei jeweils eines der erwähnten Störsignale und zur Kornrolle kein Störsignal eingefügt wurde. Es stellte sich erneut heraus, daß nur eine aktive Aufgabenstellung den Zweck erfüllte, da sonst die Kinder bald einmal lernten, während dem Störsignal einfach «abzuschalten», wie sie es selbst bezeichneten, und den vorausgehenden Ton innerlich weiterzuhören.

Schließlich wurde eine Störaufgabe, welche Anforderungen an das Melodiegedächtnis stellt, als bester Kompromiß zwischen Wirksamkeit und Verwendbarkeit im Test befunden. Es werden Paare von unmelodiösen Tonfolgen aus je 4 Tönen dargeboten. Die erste Folge muß im Gedächtnis behalten und mit der zweiten verglichen werden. Auf dem Testblatt muß angegeben werden, wieviele Töne (null bis zwei) der zweiten Folge von der ersten Folge verschieden sind. Bei der Zusammenstellung der Testaufgaben wird darauf geachtet, daß der vorher identifizierte Ton in den Störaufgaben nicht vorkommt.

 

Aufbau des Gehörtests

Aufgrund der vorstehenden Überlegungen und der Erfahrungen aus den Vorversuchen wurde der Gehortest entsprechend den Angaben in Figur I aufgebaut. Der erste Testteil (Absolutes Gehör ohne Störaufgabe) repräsentiert das in der Literatur mehrheitlich verwendete Verfahren; er wurde vor allem zu Vergleichszwecken einbezogen. Der zweite Teil (Absolutes Gehör mit Störaufgabe) ist der für unsere Untersuchungszwecke entscheidende Teil. Zwischen je zwei zu benennenden Einzeltönen muß also eine Störaufgabe der oben beschriebenen Art gelöst werden. Die Pausen zwischen den einzelnen Aufgaben dienen zum Ankreuzen der Lösungen auf dem Testblatt.

 

 

 

Figur 1: Zeitlicher Aufbau des Gehörtests.

a) Absolutes Gehör ohne Störaufgabe

b) Absolutes Gehör mit Störaufgabe

c) Relatives Gehör

 

Im dritten Testteil (Relatives Gehör) muß in jeder Aufgabe ein Ton mit dem unmittelbar vorausgehenden Standardton C verglichen werden. Es geht also eigentlich um ein Interval-Erkennen, freilich ohne daß die Kenntnis der Interval-Namen vorausgesetzt wird, da die Töne auf der vorgegebenen Klaviatur abgezählt werden können. Mit Hilfe dieses Testteils sollen Zusammenhänge zwischen dem absoluten und dem relativen Hören untersucht werden. Er steht am Schluß des ganzen Tests, damit die hier gegebenen Standardtöne nicht in den Absoluttest übernommen werden können.

Alle im Test verwendeten Töne sind Sinustöne aus der Oktave C4 bis C5. Die Folge der Items wurde so konstruiert, daß alle 12 Töne gleich häufig vorkamen, jedoch nie zwei Mal nacheinander derselbe Ton, und je zwei einander folgende Töne waren mindestens einen Ganzton voneinander entfernt. Die Töne wurden mit einem PAIA-Synthesizer, der mit einem Digital-Frequenzzähler abgestimmt wurde, erzeugt und durch eine elektronische Steuerung zur Herstellung einer exakten und konstanten Tondauer ausgelöst. Ein störend hartes Ein- oder Ausschwingen wurde durch den Einsatz eines span- nungsgesteuerten Verstärkers vermieden. Die Tonfolgen wurden mit Hilfe eines REVOX A-700 Tonbandgerätes auf MAXELL UD-700 Band gespeichert [8]. Ein REVOX A-77 diente der Wiedergabe über die zum Gerät gehörenden Lautsprecher bei der Durchführung der Versuche im Klassen- oder Musikzimmer.

Jedem Testteil wurde eine Übungsaufgabe vorangestellt, die zusammen mit den Testanweisungen besprochen wurde. Doch wurde die Losung nicht gegeben, um nicht das «Mitnehmen» eines Referenztones zu erlauben.

 

Vorläufige Analysedaten zum Gehörtest

Innere Konsistenz: Berechnungen mit der von Hoyt abgewandelten Kuder- Richardson-Formula zeigten, daß die einzelnen Testteile recht unterschiedliche Konsistenz aufweisen (Tab. 1). Während der Relativteil und die Störaufgabe befriedigende Reliabilitätswerte aufweisen, fallt die innere Konsistenz im Absolutteil schlecht aus.

 

Tabelle 1: Reliabilitätskoeffizienten für die innere Konsistenz im Gehörtest bei einer 7. und 8. Sekundarklasse

7. Klasse N=18

9. Klasse N=18

Anzahl Aufgaben

Absoluttest ohne Störaufgabe

.67
.36
20

Absoluttest mit Störaufgabe

.49
.48
30

Relativtest

.85
.86
20

Störaufgabe

.31
.85
30

Test-Retest-Reliabilität: Die niedrigen Koeffizienten (Tab. 2) lassen vermuten, daß es sich bei Gehörleistungen um ein recht instabiles Merkmal handelt, das wohl stark von äußeren und inneren Testbedingungen abhängig ist (z. B. Aufmerksamkeitsschwankungen). Die schlechte Retest-Reliabilität kann aber auch darauf zurückzuführen sein, daß manche Vpn die Testaufgaben nur durch Raten beantworten können.

Wenn statt der üblichen Leistungsangabe in «Prozent richtig» mittlere Fehlerabweichungen in Halbtoneinheiten ausgewertet werden, können auch ungefähre Erkennensleistungen berücksichtigt werden. In der Tat ist diese Retest-Reliabilität wenigstens im Absoluttest beträchtlich höher.

 

Tabelle 2: Vergleich der Test-Retestkoeffizienten bei der 7. Sekundarklasse (N = 18) bei der üblichen Berechnung des Testsoores in % richtig und bei Auswertung der mitt- leren Fehlerabweichungen in Halbtoneinheiten

% richtig

Mittlere Fehlerabweichung

Absoluttest mit Störaufgabe

.22
.84

Relativtest

.43
.49

Schwierigkeitsanalyse: Eine vorläufige Schwierigkeitsanalyse ergab große Schwierigkeitsunterschiede zwischen einzelnen Tonhöhen (Fig. 2). Im Absoluttest wurde das C mit Abstand am besten erkannt, obwohl es vor Testbeginn nicht vorgegeben wurde. Auf diese und weitere interessante Einzelheiten der Schwierigkeitsanalyse kann an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Eine ausführliche Schwierigkeitsanalyse durfte aber Hinweise für neue Hypothesen liefern. Es ist anzunehmen, daß die stark unterschiedlichen Schwierigkeiten der Items für die niedrige innere Konsistenz des Tests mit verantwortlich sind.

 

 

 

Figur 2: Vergleich der Schwierigkeit der verschiedenen Töne. Die durchschnittlichen Schwierigkeitsindices bei einer Stichprobe von N = 61 (je eine 5., 7. und g. Klasse) für die einzelnen Töne. Schwarze Säulen: Absolutteil, weiße Säulen: Relativteil. Im Relativteil wird C als Standardton gegeben und kommt deshalb nicht als Aufgabe vor.

 

Die hier vorgelegte Auswahl von Analysedaten des Gehörtests (für weitere Befunde vgl. HURNI-SCHLEGEL 1977) zeigt, daß weitere Entwicklungsarbeiten nötig sind. Der Test ist in der vorliegenden Form für differentialpsychologische Anwendungen nicht geeignet, kann jedoch durchaus für Forschungszwecke eingesetzt werden. Die weiteren Entwicklungsarbeiten sollten jedoch auf eine differenziertere und empirisch gestützte Analyse des Tonhöhenerkennens abstellen können.

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3. Eine Repräsentativ-Untersuchung bei Jugendlichen: Leistungsverteilung und Korrelate des Tonhöhenidentifizierens

Mit dem beschriebenen Test sind die Voraussetzungen zur Schließung einer erstaunlichen und bedenklichen Forschungslücke gegeben. Unseres Wissens gibt es bisher keine Untersuchung über das Absoluthören an einer größeren und unausgelesenen Stichprobe. Die Behauptung, beim absoluten Musikgehör handle es sich um eine besondere, nur wenigen Menschen vorbehaltene Fähigkeit, müßte zur Hypothese fuhren daß solche Leistungen in einer unausgelesenen Population bimodal verteilt seien.

Auf dem Hintergrund der einleitend skizzierten Auffassung des Tonhohenidentifizierens als Verankerung des kategorialen Hörens im Tonhöhenkontinuum gibt es jedoch keinen Grund zu einer solchen Erwartung. Aus der Oberlegung, daß zu einer besseren oder schlechteren Verankerung> eine ganze Reihe von Faktoren beitragen können (z. B. Ausgeprägtheit der kategorialen Verarbeitung, Merkmale des Gedächtntisses, Erfahrung mit der sozial-musikalischen Norm, Einfluß von Kontextreizen), ist vielmehr die Erwartung einer im Prinzip normalen Verteilung gerechtfertigt, wie dies in der Regel für mehrfach determinierte Ereignisse zutrifft.

Zusätzlich sollen eine Reihe von Korrelaten erhoben und mit der Gehörsleistung in Beziehung gesetzt werden, welche als Einflußfaktoren oder als Konsequenzen des Absoluthörens verstanden werden können Neben den wichtigsten demografischen Variablen sind dies Variablen welche die musikalische Aktivität der Kinder und ihres Milieus beschreiben.

 

Methode

Für diese Bestandesaufnahme wurde eine für die Stadt Bern repräsentative Stichprobe von 20 Schulklassen mit insgesamt 451 Schulkindern (davon 230 Mädchen) gezogen. Die Population mit einer Schülerzahl von 4844 setzt sich aus den Schülern aller 5., 7. und 9. Klassen der Primar-, Sekundarschulen und Untergymnasien zusammen.

Die in der Stichprobe enthaltenen Kinder der drei Altersstufen wurden mit dem Gehörtest geprüft. Im Absoluttest ohne Störaufgabe und im Relativtest wurden je 20 Aufgaben, im Absoluttest mit Störaufgabe 30 Aufgaben vorgegeben. Zusätzlich zu Testblättern und Instruktionsblatt wurde ein Fragebogen abgegeben, der über die erwähnten Korrelate Aufschluß geben soll.

Die Testdurchführung erfolgte mit einem Revox A-77-Tonbandgerät über Lautsprecher im Klassen- oder Musikzimmer während einer normalen Musiklektion. Die drei Testteile und die Beantwortung des Fragebogens dauerten zusammen rund 45 Minuten [7]. Für weitere Einzelheiten über Durchführung und Ergebnisse der Repräsentativuntersuchung wird auf STUCKI & KAUFMANN-JUNGEN (1977) verwiesen.

 

Ergebnisse

Im folgenden müssen wir uns auf die Darstellung der wichtigsten Ergebnisse im Absoluttest mit Störaufgabe beschränken (Auswertung mit Halbtonfehlertoleranz). Leistungshöhe und Leistungsverteilung sind in allen drei Testteilen im wesentlichen gleich; immerhin erschwert die Störaufgabe den Gehörtest (nur 34 % gegenüber 42 % richtige Lösungen ohne Störaufgaben; vgl. auch die Resultate in Tab. 3 auf S. 283). Die Korrelation zum Relativtest ist r = .43; zwischen den beiden Absoluttests mit und ohne Störaufgaben beträgt sie r = .44.

 

 

 

Figur 3: Verteilung der absoluten Gehörsleistungen bei 451 Jugendlichen der Stadt Bern, gemessen mit dem Absoluttest mit Störaufgabe und Halbtonfehlertoleranz (30 Aufgaben). (Mittelwert 10.12 [= 33.7 %]; Standardabweichung 3.95; Median 9.43; Modus 8; Schiefe 0.846; Exzeß 0.412).

 

Leistungsverteilung. Wie aus dem in Figur 3 dargestellten Histogramm der Gehörsleistungen hervorgeht, kann die Erwartung einer bimodalen Verteilung nicht bestätigt werden. Die empirische Verteilung ist etwas linkssteil, aber im Prinzip stetig.

Da die statistische Prüfung einer nicht weiter spezifizierbaren Bimodalitätshypothese problematisch ist, haben wir uns auf die Oberprüfung der Normalitätshypothese beschränkt. Allerdings ist auch dieses Verfahren nicht unbedenklich, da es uns ja darum geht, die Nullhypothese beizubehalten. Formell müssen wir die Hypothese, die Leistungen seien normalverteilt, zurückweisen (Kolmogorov-Smirnov-Test: Demp. = .12 / D.05= .064; Chi-Quadrat-Test: X2emp. = 59.4: X2.05 = 19.68 bei df = 11).

Leistungskorrelate. Der Zusammenhang mit den im Fragebogen erhobenen Variablen wurde mittels Varianzanalysen (zweiseitig) überprüft. Die Angabe des durch die Variablen aufgeklärten Varianzanteils (w2) erlaubt unter den gegebenen Bedingungen eine vergleichsweise Einschätzung der Stärke des Zusammenhangs.

Schicht: Die Vermutung, daß das absolute Gehör in den einzelnen sozialen Schichten unterschiedlich ausgeprägt ist, konnte bestätigt werden (F-Test; w2 = -5.2 %; p < .001). Die Testpersonen der beiden oberen Schichten erbrachten die besseren Leistungen als diejenigen der beiden unteren Schichten: durchschnittliche Rohwerte betragen 11.7 bzw. 9.7.

Schultypus: Mittelschüler erbrachten signifikant bessere Leistungen als Primarschüler (F-Test; w2 = 7.5 %; p < .001): Mittelwerte 11.1 bzw. 8.9.

Alter: Die Leistungen im Absoluthören sind bei den verschiedenen Altersstufen unter- schiedlich ausgeprägt (F-Test; u? = 2.7 %; p < .01). Die Mittelwerte betragen 9.8 bei 12, 9.5 bei 14 und 11.2 bei 16 Jahren.

Geschlecht: Das absolute Musikgehör ist nicht geschlechtsabhängig (F-Test).

Musikalische Aktivität des Milieus: Berechnet aus der Anzahl der Familienangehörigen, die ein Musikinstrument spielen, hat diese Einflußgröße einen Zusammenhang mit der Testleistung (t-Test; w2 = 1.5 %; p < .01).

Musikalische Aktivität des Kindes: Dieser Faktor setzte sich aus der Anzahl der gespielten Instrumente, der Anzahl Jahre Spieldauer und der wöchentlichen Uebungszeit zusammen und ergab einen signifikanten Zusammenhang (F-Test; w2 = -8.1 %; p < .001) zum Absoluttest.

Art der gespielten Instrumente: Die Art der gespielten Instrumente, aufgeteilt in Streich-, Tasten-, Zupf-, Blas- und Schlaginstrumente, beeinflußt das Tonhöhenerkennen nicht. in signifikanter Weise (F-Test).

Musikkonsum.Die Anzahl der Stunden, die täglich mit Musikhören verbracht werden, haben keinen Einfluß auf die Leistungen im Absoluttest (F-Test).

 

Diskussion

Leistugsverteilung. Die Leistungen im Tonhöhenidentifizieren sind nach den Resultaten der vorliegenden Untersuchung sicher nicht bimodal verteilt. Dieser Befund stimmt mit der Schlußfolgerung überein, die WARD (1963) aus einer Übersicht älterer und methodisch fragwürdiger Untersuchungen gezogen hat.

Die gefundene Abweichung von der Normalverteilung beruht im Wesent- lichen auf der Schiefe. Da es sich um eine Rohwertverteilung handelt, ist dies nicht weiter erstaunlich und vermutlich vorwiegend auf Skaleneigenschaften zurückzuführen. Weil die Aufgaben ja recht schwierig sind (Sinustöne, Störaufgaben) und auch infolge der hohen Anforderungen an die Aufmerksamkeitskoazentration ein Raten [8| nahelegen, sind die Bedingungen für einen sog. «Boden»-Effekt gegeben, welcher in der Linkssteilheit seinen Ausdruck findet. Andererseits ist natürlich aufgrund der vorliegenden Resultate nicht auszuschliessen, daß der rechte, flache Schwanz der Verteilung durch eine Kombination von zwei ,Bedingungen bewirkt wird, nämlich der Oberlagerung der «normalen, Häufigkeiten durch einige wenige Individuen, welche das absolute Gehör in einem hohen Ausmaß «besitzen». Nun sind allerdings die in der Literatur angegebenen geschätzten Bevölkerungsanteile von Absoluthörern derart unterschiedlich, und sie beruhen zudem auf derart unterschiedlichen Leistungskriterien (z. B. sind nach WELLEK bis zu 92 % Fehler gestattet, solange es ganz bestimmte Fehler sind!), daß eine sichere Aussage über die mögliche Wirkung einer solchen Oberlagerung nicht zu machen ist. Immerhin fallt in unseren Resultaten auf, daß nur eine von 451 Vpn mehr als 75 % der Aufgaben (nämlich 24 oder 80. %) richtig gelöst hat. Wir haben also keine Absoluthörer in einem sinnvollen typologischen Sinn in unserer Stichprobe; und damit ist die Oberlagerungshypothese wenig wahrscheinlich.

Die gefundene Stetigkeit der Verteilung laßt darauf schließen, daß es sich beim Absoluthören nicht um eine besondere Fähigkeit, sondern um ein in allen Ausprägungsgraden vorkommendes Phänomen handelt. Damit findet die im Zusammenhang mit der Diskussion der definitorischen Bestimmungsstücke vorgebrachte grundsätzliche Bevorzugung einer dimensionalen Betrachtungsweise auch eine empirische Unterstützung. Wiederum ist freilich nicht mit Sicherheit auszuschließen, daß eben diese ganz seltenen wirklichen, Absoluthörer in unserer Stichprobe nicht vorgekommen seien.

In diesem Zusammenhang sei der terminologische Vorschlag gemacht, den irreführenden Ausdruck «absolutes Musikgehör», inskünftig durch eine Bezeichnung wie «Tonhöhen-Erkennen» oder «Tonhöhen-Identifizieren» zu ersetzen. Dieser in der Literatur schon verschiedentlich geäußerte Vorschlag gewinnt durch die vorliegenden Ergebnisse an Bedeutung.

Leistungskorrelate. Obwohl die Variablen betreffend Schichtzugehörigkeit und musikalische Aktivität sicher nur ungenau erfaßt werden konnten, darf man den Befunden infolge der relativ großen Stichprobe ein gewisses Vertrauen schenken. Die Ergebnisse bezüglich Schicht und Schultypus (die Variablen sind naturgemäß auch untereinander korreliert) bestätigen einen bekannten Zusammenhang, dessen Interpretation jedoch offen bleibt. In Frage kommen Überlegungen wie: in höheren Schichten sind Anlagebedingungen für Absoluthoren häufiger; da in höheren Schichten mehr musiziert wird, kann mehr Erfahrung gesammelt werden (da die Variation der musikalischen Aktivität in der Familie allerdings wesentlich weniger Varianz als die Schichtvariation aufklärt, ist eine solche Erklärung sicher nur partiell gültig); höhere Allgemeinintelligenz als vermittelnde Variable könnte die Testbearbeitung in musikalischen und weiteren Aspekten begünstigen; u. dgl. m. Der gefundene nichtlineare Zusammenhang mit dem Alter ist aufgrund detaillierter Analyse der Resultate in den verschiedenen Schulklassen mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Stichprobenfehler zurückzuführen (die Primarschüler sind in der 7. Klasse etwas übervertreten). Mit Sicherheit kann hingegen der in der Literatur (z. B. WELLEK 1938, Révész 1946) behauptete Geschlechtsunterschied zugunsten männlicher Vpn widerlegt werden.

Der stärkste Zusammenhang der Leistung im Tonhöhenerkennen ergibt sich mit dem Ausmaß der musikalischen Aktivität des Kindes selbst. Wiederum kann nicht entschieden werden, ob sich eine musikalische Disposition zugleich auf die Intensität des Musizierens und die Güte des Tonhöhenidentifizieren auswirkt, oder ob das häufige Musizieren die Erkennensleistungen verbessert. Aehnlich kann der gefundene, zwar wesentlich schwächere Zusammenhang mit der musikalischen Aktivität im Milieu sowohl für Erbwie für Lerneinflüsse sprechen oder durch eine komplexere Wechselwirkung bedingt sein.

Im Gesamten lassen sich aus diesen korrelativen Befunden keine weiteren Schlußfolgerungen ziehen; sie haben vorwiegend deskriptiven und explorativen Charakter und dürften in ihren Einzelheiten allerdings für den Musikpädagogen nicht uninteressant sein.

Inhalt

4. Leistungsverteilung und Korrelate des Tonhöhenidentifizierens bei Musikstudenten

Um die Ergebnisse der Repräsentativuntersuchung besser zu verstehen, ist ein Vergleich der entsprechenden Daten bei einer Stichprobe von Personen nützlich, die sich intensiv mit Musik beschäftigen. In einer Stichprobe von Berufsschülern eines Konservatoriums ist im Vergleich mit der allgemeinen Schülerpopulation der im vorausgehenden Abschnitt dargestellten Untersuchung das Ausmaß der Erfahrung mit Musik groß und relativ einheitlich, und man darf annehmen, daß gewisse allgemein die Musik betreffende Anlagebedingungen bei weitaus den meisten Musikstudenten gegeben sind. Je nach dem, ob nun die internen Bedingungen für das Tonhöhenerkennen von den eben genannten Erfahrungs- und Anlagefaktoren unabhängig oder mit ihnen gekoppelt sind, müßte man ähnliche bzw. von den Ergebnissen der Repräsen- tativuntersuchung verschiedene Resultate erwarten.

 

Methode

Als Untersuchungsgruppe dienten sämtliche Schüler eines Konservatoriums, die den (obligatorischen) Solfège-Unterricht besuchen. Es handelt sich um 80 Berufsschüler (davon 40 weiblich) aus dem Vorkurs bis zum 5. Semester. Das Alter beträgt im Durchschnitt 21.2 Jahre und reicht von 17 bis 30 mit einem Schwerpunkt bei 20 bis 22 Jahren. Es wurde der gleiche im ersten Abschnitt beschriebene Gehörtest angewendet, jedoch in voller Länge von je 40 Items pro Teiltest. Instruktion und Fragebogen wurden leicht verändert, um den Verständnismöglichkeiten der erwachsenen Berufsschüler zu entsprechen. Die Testdurchführung erfolgte ebenfalls mit Tonband über Lautsprecher und klassenweise in den Unterrichtsräumen des Konservatoriums; die Versuchsdauer betrug insgesamt ca. 45 Minuten. Für weitere Einzelheiten wird auf BRÖNNIMANN (1978) verwiesen. .

 

Ergebnisse

Wir zentrieren den Bericht aus Vergleichsgründen ebenfalls auf den Absoluttest mit Störaufgabe in der Auswertung mit Halbtonfehlertoleranz. Allerdings sind bei den Musikstudenten beträchtliche Unterschiede in Leistungshöhe und -Verteilung zwischen den Absoluttests und dem Relativtest festzustellen, während erstaunlicherweise das Einfügen oder Weglassen von Störaufgaben für die Leistungshöhe und -Verteilung ohne Einfluß blieb (vgl. unten Tab. 3). Die verschiedenen Absoluttests sind untereinander in der Größenordnung zwischen .50 und .70 korreliert, mit dem Relativtest jedoch nur um .30.

Leistungsverteilung. Das Histogramm der Figur 4 faßt die Ergebnisse zusammen. Die Normalitätshypothese kann beibehalten werden (Kolmogorov-Smirnov-Test: Demp. = .061 / D,,, = .549).

Leistungskorrelate. Der Zusammenhang mit den durch Fragebogen erhobenen Variablen wurde je nach Eigenart der Variablen mittels Produkt-Moment-Korrelation, Varianzanalyse oder einfachem t-Test geprüft. Entsprechend der Eigenart der Stichprobe konnten die Variablen der musikalischen Aktivität differenzierter erfaßt werden, während die demographischen Variablen von geringerem Interesse sind.

 

 

 

Figur 4: Verteilung der absoluten Gehörsleistungen bei 80 Berufsschülern des Konservatoriums der Stadt Bern, gemessen mit dem Absoluttest mit Störaufgabe und Halbtonfehlertoleranz (40 Aufgaben). Normalverteilung konnte nachgewiesen werden. (Mittelwert 25.8 [=64.5 %]; Standardabweichung 7.73; Median 26.5; Schiefe -.54; Exzeß .7).

Alter und Geschlecht sind mit der Gehörsleistung nicht korreliert. Im Hinblick auf familiäre Bedingungen haben wir nach der Zahl der Absoluthörer (1) und der Berufsmusiker (2) in der direkten Verwandtschaft sowie nach der Zahl der Angehörigen im Elternhaus und in der gegenwärtigen Familie gefragt, die ein Instrument spielen (3). Von diesen drei Variablen zeigt nur die dritte einen Zusammenhang mit der Gehörsleistung (t = 4.25; df = 78; p < .01): Durchschnittsrohwerte steigen auf 27.0 gegenüber 16.4 bei den allerdings nur 9 Vpn ohne solche Familienangehörigen.

Bezüglich der musikalischen Aktivität der Vpn selber wurden die folgenden Variablen einbezogen:

- Semesterzahl in der Berufsschule des Konservatoriums

- Hauptinstrument erfordert Intonationskontrolle oder nicht (d. h. Streicher, Bläser und Sänger versus Klavierspieler und Schlagzeuger)

- Dauer des Spielens eines Intonationsinstrumentes

- Dauer des Spielens eines anderen Instrumentes

- Anzahl Wochenstunden des Uebens mit Intonationsinstrumenten

- Anzahl Wochenstunden des Uebens mit anderen Instrumenten

- Anzahl Wochenstunden Gesang (einschl. Solfège)

- Musikkonsum sog. E-Musik (Stunden pro Tag)

- Musikkonsum sog. U-Musik (Stunden pro Tag)

Obwohl diese Variablen mehrheitlich recht gut zwischen den Vpn differenzieren, sind die Korrelationen mit den Gehörsleistungen durchwegs um null. (Die negative Korrelation mit Gesang, die bei einigen Subtests das 5 %-Signifikanzniveau erreicht, darf wohl als zufällig bewertet werden; sie könnte freilich anzeigen, daß sich Studenten mit schwachen Gehörsleistungen zu vermehrten Singübungen veranlaßt fühlen.)

Vergleich zwischen Musikstudenten und Jugendlichen. Trotz der Verlängerung des Tests um einen Drittel ist die Leistung der Musikstudenten im Absoluttest mit Störaufgabe rund doppelt so hoch wie bei den Jugendlichen (vgl. Tabelle 3). Für die statistische Prüfung haben wir bei den Musikstudenten nur die 30 ersten Aufgaben ausgewertet; der Mittelwert beträgt hierbei 10.1 für die Jugendlichen und 18.9 für die Musikstudenten (t = 13.24; df = 529; p < .001).

Noch drastischer ist die Überlegenheit der Musikstudenten über die Jugendlichen im Relativtest; für 20 Aufgaben steigt der Mittelwert von 8.7 auf 18.5 (t = 41.94; df = 529; p < .001).

 

Tabelle 3: Durchschnittliche Leistungen in % in den drei Testteilen mit und ohne Halbtonfehlertoleranz bei der unausgelesenen Jugendlichenstichprobe und bei den Musikstudenten

Testteil

Halbtonfehler- toleranz

Schüler N=451

Musikstud. N=80

Absoluttest mit Störaufgabe

mit

34
65

ohne

16
34

Absoluttest ohne Störaufgabe

mit

42
64

ohne

20
34

Relativtest

mit

43
94

ohne

22
88

 

Diskussion

Leistungsverteilung. Bedenkt man, daß es sich bei unseren Musikstudenten um die musikalische Elite einiger Jahrgänge einer Region von mehr als einer Million Einwohnern handelt, so ist die gefundene Verteilung der Leistungen mit der Annahme, daß das absolute Musikgehör eine besondere und nur bei verhältnismäßig wenig Menschen anzutreffende Fähigkeit sei, nicht vereinbar. In der Literatur finden sich Angaben über den Anteil der Absoluthörer unter Musikern, Musikschülern und -liebhabern, die zwischen 2.5 und 17.7 % variieren (Révész 1946); wie groß immer der Anteil wirklich sein mag, er müßte sich in unserer Vpngruppe im Sinne einer Ueberhöhung des rechtsseitigen Teiles der Leistungsverteilung auswirken. Weder in Figur 4 noch in der Auswertung ohne Fehlertoleranz, wo keine Vp die maximal mögliche Leistung erbracht hat, liegt jedoch eine rechtssteile Verteilung vor. Die Resultate unterstutzen vielmehr die Auffassung, daß diese Gehörsleistungen auch dann, wenn sie ein hoheres Niveau erreichen, auf einer Mehrzahl von Bedingungen und nicht auf einer einzelnen, speziellen Fähigkeit beruhen. (Allerdings ist zu berücksichtigen, daß unser Test auf verhältnismäßig schwer zu identifizierenden Sinustönen basiert.)

Leistungskorrelate. Dennoch scheinen an der absoluten Gehörsleistung Bedingungen beteiligt zu sein, die nicht allen Vpn in gleicher Stärke eigen sind und die auch nicht durch intensive Beschäftigung mit Musik «hergestellt, werden können. Diese Interpretation drängt sich auf angesichts des großen Unterschiedes zwischen den Leistungen im Absoluttest und im Relativtest bei den Musikstudenten, den wir bei Jugendlichen nicht gefunden haben. Während also musikalische Begabung und/oder Aktivität die Leistungen im Relativhören bei fast allen Musikern bis 'nahe an die obere Limite zu erhöhen vermag (stark rechtssteile Verteilung im Relativtest), könnte es sein, daß die Leistungen im Absoluthören bei jedem Individuum durch die ihm eigenen Bedingungen limitiert bleiben (Normalverteilung in den Absoluttests). Diesem vermuteten Unterschied in den Bedingungen des Absolut- und des Relativhörens entspricht auch die reduzierte Korrelation zwischen den beiden Leistungen bei den Musikstudenten; bei den Jugendlichen ist eine entsprechende Differenzierung der Bedingungen mangels Übung jedoch noch nicht in den Leistungen manifest geworden.

Nun scheinen aber diese hypothetischen Bedingungen des Absoluthörens auch wieder nicht so spezielle Bedingungen zu sein, daß sie sich stets und einzig als hohe Leistungen im Absoluthören manifestierten. Wenn dies zuträfe, so hätte sich ein Zusammenhang bei den familialen Bedingungen eher mit der Zahl der Absoluthörer oder der Berufsmusiker in der Verwandtschaft als mit der Zahl der Familienangehörigen, die ein Instrument spielen, ergeben müssen. Man wird inskünftig die familiären Korrelate eingehender und differenzierter sowie auch unter Berücksichtigung des Verwandtschaftsgrades untersuchen müssen.

Unsere Interpretation wird weiter gestützt durch die eher überraschenden Ergebnisse bezüglich der fehlenden Korrelationen mit den verschiedenen Variablen der musikalischen Aktivität. Die zunächst naheliegende Vermutung, die Nullkorrelation seien durch mangelnde Differenzierung der betreffenden Variablen bedingt, da ja schließlich alle Musikstudenten seit langem und andauernd musizieren, kann widerlegt werden: beispielsweise reicht die Dauer des Spielens eines Intonationsinstrumentes über den ganzen Bereich von null bis 17 Jahren, die Ubungszeit pro Woche von null bis 35 Stunden, und ähnlich verhält es sich mit den meisten übrigen Variablen. Aus unseren Befunden kann man daher die Hypothese ableiten, daß die Musikstudenten ihre Fähigkeit des Absoluthörens bereits voll ausgebildet haben, sei das nun infolge besonderer Begabung oder/und infolge Erfahrungen durch Musikhören oder Musikmachen, während dies bei den Jugendlichen offenbar (noch) nicht der Fall ist. Jugendliche einer allgemeinen Population sollten daher durch Training ihre Leistungen im Absoluthören verbessern können, während dies bei musikalisch hochaktiven Personen nicht in gleichem Maße zu erwarten wäre. Von einem sehr spezifischen, nur die besonderen Bedingungen des Absoluthörens betreffenden Training hingegen müßte eine prinzipiell gleich starke Verbesserung der Leistungen in beiden Populationen erwartet werden.

 

 

 

Figur 5: Der im Lernversuch verwendete Gehörtrainer.

Durch Tastendruck kann sich die Vp einen Zufallston aus dem Bereich C,H, anhören und versuchen, diesen zu bestimmen, indem sie auf der simulierten Klaviertastatur (unten) die Taste niederdrückt, die mit dem entsprechenden Tonnamen gekennzeichnet ist. Hat sie richtig gewählt, wird der Ton durch das Niederdrücken unterbrochen feedback), andernfalls tönt er ununterbrochen weiter bis die richtige Taste gefunden wird.

Oben rechts ist ein Zähler angebracht, der die Anzahl der Versuche trials) zählt. Der linke Zähler gibt an, wieviele Töne in einer Trainingsrunde (IO trials) richtig bestimmt wurden max. IO). Dieses Resultat wird nach jeder Trainingsrunde vom Kind selbst in die Trainingskarte eingetragen. Dadurch wird der LRmfovt~chitt ersichtlich. Vor Beginn einer Trainingsrunde kann sich die Vpn den Standardton C, anhören (durch Tastendruck).

Der Gehörtrainer weist 2 Schwierigkeitsstufen auf:

  1. Nur diatonische Töne (weiße Tasten)
  2. Diatonische und chromatische Töne (weiße und schwarze Tasten)

Technische Angaben: 38 x 28 x 13,5 cm, Gewicht 5 kg. Elektronischer Aufwand u. a. ca. 50 IC, TTL-Logik, Schaltschema und Bau: Martin Hurni. Erzeugte Töne: Rechteck. Normalton A, = 440 Hz. Stimmung des Gehörtrainers erfolgte mit einem Digitalfrequenzzähler (Kontron); Oszillatorschwankungen wurden überprüft und bei erwärmtem Gerät als vernachlässigbar befunden.

Inhalt

5. Lernversuch mit Kindern

Lernversuche zur Verbesserung der Leistungen in den Tonhöhen-Identifikation können empirische Hinweise über ihre Entwicklung und die zugrunde liegenden Mechanismen bringen. Aufgrund der in Abschnitt 4 formulierten Hypothese müßten bei Jugendlichen der allgemeinen Population Lernfortschritte erwartet werden.

 

Methode

Als Versuchspersonen stellten sich 21 Kinder im Alter zwischen 11 und 15 Jahren während einem einwöchigen Musiklager zur Verfügung. Die 7 Mädchen und 14 Knaben hatten alle ähnliche musikalische Vorkenntnisse; sie spielten alle seit einem Jahr ein Blasinstrument; nur wenige hatten schon vorher intensiven Musikunterricht.

Vor dem Beginn des Trainings und nach dessen Beendigung, d. h. am ersten und am sechsten Tag morgens früh, wurden die Leistungen der Vpn mit dem Gehörtest gemessen. An den 5 Tagen dazwischen trainierte jeder Schüler einzeln mit Hilfe des hierzu eigens entwickelten Gehörtrainers eine vorgegebene Anzahl Trainingsrunden (Figur 5). Am ersten Tag bestimmte jede Vp 50, am zweiten 70 und an den restlichen drei Tagen je 80, insgesamt also 360 Töne. Die tägliche Trainingszeit pro Kind betrug 15 Minuten.

Das Training wurde als Wettbewerb angekündigt, in dem die drei besten Kinder am Schluß für die größte Verbesserung und/oder höchste Punktzahl im Nachtest eine bestimmte, bespielte Tonbandkassette gewinnen konnten. Auch für Trostpreise für die restlichen Kinder war gesorgt. Nachträglich erwies sich jedoch die materielle Belohnung als nicht unbedingt notwendig, da der gegenseitige Ansporn und der Spaß an der Sache sehr groß waren.

Zur Erfassung des Trainingseffektes wurde einerseits der Trainingsverlauf anhand der Trainingskarten analysiert und anderseits die Vor- und Nachtestergebnisse im Gehörtest miteinander sowie mit entsprechenden Resultaten einer Kontrollgruppe ohne Training verglichen.

 

Ergebnisse

Trainingsverlauf. Grundsätzlich ist bei fast allen Schülern ein allmähliches Ansteigen der Identifikationsleistungen zu erkennen. Die Darstellung der Ergebnisse ist infolge des leistungsabhängigen Uebergangs von Stufe 1 zu Stufe 11 etwas kompliziert. Für die Vpn, die während des ganzen Trainings auf Stufe 1 (nur die 7 diatonischen Töne) bleiben, steigt die Leistung von 62 auf 79.7 %; die am Schlußtag erbrachte durchschnittliche Leistung jener 15 Vp, die auf der 11. Stufe (alle 12 Töne) trainierten, beträgt 57 so; allgemein ist der Lernfortschritt auf der 11. Stufe langsamer.

Vergleich zwischen Vor- und Nachtest. Die Auswertung erfolgt hier ohne Fehlertoleranz; die Ergebnisse sind für Absoluthören in Figur 6 und für Relativhören in Figur 7 dargestellt. Es zeigt sich, daß die Trainingsgruppe im Nachtest sowohl im Vergleich mit dem Vortest wie im Vergleich mit dem Zweittest der Kontrollgruppe signifikant bessere Leistungen erbringt. Bei Berücksichtigung der Halbtonfehlertoleranz ergibt sich dasselbe Bild: die Leistung der Trainingsgruppe im Absoluttest steigt hier von 48.7 auf 66.8 %; zwei Schüler erreichen eine mit sogenannten Absoluthörern vergleichbare Leistung von 86.6 %.

 

 

 

Figur 6: Messung des Trainingseffekts im Absoluttest mit Störaufgabe, keine Fehlertoleranz. Die Gehörtestergebnisse im Nachtest der Trainingsgruppe sind signifikant besser als im Vortest (t = 3.05; df = 20; p < .oo5).

Vom Nachtestresultat der Kontrollgruppe unterscheidet sich die Trainingsgruppe ebenfalls signifikant (t = 2.93; df = 41; p < .005).

 

 

 

Figur 7: Messung des Trainingseffektes im Relativtest, keine Fehlertoleranz. Die Trainingsgruppe hat sich im Nachtest signifikant verbessert (t = 2.74; df = 20; p < .oI). Im Vergleich mit den Nachtestresultaten der Kontrollgruppe unterscheidet sie ,sich ebenfalls signifikant (t = 3.07; df = 41; p < .005).

 

Noch aufschlußreicher ist die Analyse der Fehlergröße. Obwohl beträchtliche interindividuelle Unterschiede festzustellen sind, verminderte sich der mittlere Fehler infolge des Trainings im Absoluttest von 1.75 auf 1.25 Halbtoneinheiten (t = 3.18; df = 20; p < .oo5) und im Relativtest von 1.32 auf .91 Einheiten (t = 2.73; df = 20; p < .oI). Fast ein Drittel der Vpn verschätzten sich, nach dem Training bei 90 % der Töne um höchstens einen Ganzton. Die Störaufgabe, die ja nicht trainiert worden war, zeigte keinen Unterschied zwischen Vor- und Nachtest.

 

Diskussion

Die vorgelegten Resultate belegen, daß die Tonhöhenidentifikation im Sinne des Absoluthörens bei Kindern zwischen 11 und 15 Jahren schon durch ein kurzes Training (5 Tage mit je 15 Minuten) verbessert werden kann.

Vergleicht man die im Nachtest erbrachten Leistungen der Trainingsgruppe mit streng angesetzten Kriterien bei Absoluthörern, erbrachte allerdings kein Kind vergleichbare Leistungen. Angesichts der geringen Trainingsdauer und eher bescheidenen musikalischen Vorkenntnissen der Kinder mag dies nicht erstaunen. Die Tatsache, daß im Relativtest ebenfalls signifikante Verbesse- rungen nachgewiesen wurden, weist auf die enge Verwandtschaft der beiden Fähigkeiten bei der allgemeinen Population hin.

Im vorliegenden Versuch wurden zur Messung eines Trainingseffektes strengere Meßverfahren als bisher üblich verwendet. Der Vergleich mit einer Kontrollgruppe wurde u.W. erstmals einbezogen. Es zeigte sich, daß durch die bloße Testwiederholung wenigstens im Absoluttest auch schon eine Leistungsverbesserung erzielt wird. Schließlich ist festzuhalten, daß hier erstmals Kinder, und zwar in einer größeren Gruppe als bisher bei Erwachsenen üblich, * trainiert worden sind (vgl. HURNI 1977).

Die verwendete Trainingsart hat Verwandtschaft mit in der Literatur beschriebenen Verfahren, die technische Darbietung in Form eines handlichen und für Kinder leicht bedienbaren Gehörtrainers wurde jedoch nur dank der technologischen Entwicklung der letzten Jahre möglich. Mit der gewählten Trainingsmethode konnte ein Lernfortschritt sichergestellt werden, doch müßten künftige Untersuchungen vermehrt auf Einzelheiten der Trainingsverfahren und die zugrundeliegenden Lern- und Gedächtnisprozesse eingehen.

Das heißt, es müssen speziellere, die besonderen Bedingungen des Absoluthörens anzielende Trainingsverfahren entwickelt werden. Ihre Wirkung bei Vpn der allgemeinen Population und bei Musikern wird Aufschluß über die in Abschnitt 4 formulierte Hypothese ergeben.

Inhalt

6. Allgemeine Diskussion

Obwohl die vorgelegten Untersuchungen nicht geeignet sind, die eingangs skizzierte Auffassung der Tonhöhen-Identifikation als Verankerung des kategorialen Hörens im wahrgenommenen Tonhöhenkontinuum zu belegen, so dürfte es doch lohnen, die Ergebnisse auf diesem Hintergrund zu diskutieren.

Der offensichtlichste Vorteil der Auffassung vom elaborierten Code besteht wohl darin, daß unmittelbar einsichtig wird, daß es sich beim Absoluthören um ein mehrfach determiniertes Phänomen handeln muß. Damit in Uebereinstimmung haben wir die angenähert normale Leistungsverteilung sowohl bei der allgemeinen wie bei der Musikerpopulation gefunden. Es wird Aufgabe einer besonderen Theorie der musikalischen Wahrnehmung sein, die verschiedenen Determinanten ausfindig zu machen und empirisch zu belegen.

Verankert im Tonhöhenkontinuum wird vermutlich nicht der einzelne Ton, sondern das strukturierte System der Tonleiterskala. Es ist deshalb nicht erstaunlich, daß die Identifikationsleistungen nicht für alle Töne gleich hoch sind (Figur 2). Diese Differenzierung bedarf näherer Untersuchung; doch wird man jetzt schon schließen können, daß alle Meßverfahren des Absoluthörens, die nur mit Einzeltönen operieren und wie in unserem Test schlichte Summenscores bilden, dem Phänomen nur bedingt gerecht werden.

Ebenfalls näherer Untersuchung bedarf die Frage der Permanenz der Verankerung. Eine wirklich überdauernde und fixierte Verankerung des Kategorienhörens im Tonhöhenkontinuum des Hörers muß als extrem unwahrscheinlicher Grenzfall einer natürlichen Variation der Gedächtnisstabilität verstanden werden, was wiederum ein Licht auf die gefundene stetige Verteilung der Leistungen wirft. Ein wichtiges Forschungsziel muß im Ausfindigmachen des Gedächtniscodes für die Tonkategorien (der verschiedenen «Skalen*) und das Tonkontinuum sowie ihres Verhältnisses zueinander gesehen werden. Wahrscheinlich ist jedenfalls, unabhängig von der Natur des Codes, daß Gedächtnisbedingungen mit Zeitund Kontextbedingungen fluktuieren, was die Konsistenzunterschiede zwischen Absolut- und Relativhören (Tabelle 1) verständlich erscheinen laßt.

Ein weiterer Punkt betrifft die Frage des intersubjektiven oder sozial-musikalischen Standards für die Tonnamen. Was immer die inneren Bedingungen solcher Gehörsleistungen sein mögen: ohne Bezug auf einen kulturgetragenen physikalischen Parameter ist kein Absoluthörer denkbar, es sei denn ausschließlich in einer privaten, inneren Musik. Erfahrungen müssen also als eine wesentliche Komponente von Tonhöhenidentifikationen gesehen werden, was durch unseren Lernversuch belegt wird.

Daß verhältnismäßig so kurze Erfahrungszeiten und kleine Erfahrungsmengen (im vorliegenden Lernversuch bei der Allgemeinen Schülerpopulation) einen so deutlichen Einfluß auf die Gehörsleistungen ausüben können, möchten wir zur Hauptsache als einen Sensibilisierungseffekt verstehen. Von Forschem im Bereich der auditiven Wahrnehmung wird immer wieder mit Recht behauptet und belegt (z. B. DE BOER 1976), daß langerdauernder Umgang mit akustischen Ereignissen eine zunehmende Differenzierung der Gehörsqualitäten mit sich bringt, denen man mit einiger Übung selektiv mehr oder weniger Aufmerksamkeit zuwenden kann. Nun ist es auf dem Hintergrund der heutigen Kenntnisse über die Hörprozesse wahrscheinlich, daß sowohl Kategorisierung(en) wie auch kontinuierliche Variationen im wahrnehmenden System vorhanden sind. Die Aufmerksamkeit habituell nur auf die offensichtlichen Qualitäten oder nach Sensibilisierung dafür auch auf zunächst mehr verborgene Phänomene zu richten, ist ein Lernvorgang, den man aus anderen Sinnesmodalitäten ebenfalls gut kennt. Das schließt nicht aus, daß interindividuell verschieden starke Ausprägungen bestehen, mit denen solche latente Dimensionen verfügbar gemacht werden können. Es ist in diesem Zusammenhang interessant zu vermerken, daß das Lernen des Absoluthörens rascher vonstatten zu gehen scheint, wenn nicht zu viele Kategorien aufs Mal angeboten werden (vgl. auch BRADY 1970).

Die gefundenen Unterschiede in Leistungen und Korrelaten bei den Jugendlichen und den Musikstudenten lassen sich auf diesem Hintergrund in erster Linie so verstehen, daß bei den Musikstudenten eine solche Sensibilisierung, verbunden natürlich mit weiteren Erfahrungen im Umgang mit Tonen und Tonnamen, schon weitgehend stattgefunden hat, jedoch nur bei einzelnen Jugendlichen in der allgemeinen Population. In unserer Untersuchung findet sich jedenfalls kein Argument dafür, daß bei den Vpn mit hohen Leistungen im Absoluthören grundsätzlich andere und/oder zusätzliche Bedingungen wirksam wären als in jeder anderen Vp. Da unsere Erklärung die einfachere ist, ist sie bis zu ihrer allfälligen Widerlegung beizubehalten.

Schließlich ist vielleicht der größte Nutzen der Verankerungsauffassung darin zu sehen, daß Absoluthören immer und in jedem Fall einen Kompromiß zwischen Kategorialen und kontinualem Hören darstellt. Daraus ist die methodische Konsequenz zu ziehen, daß inskünftig die Auswertung von Gehörsleistungen nicht nach dem Richtig-Falsch-Prinzip vorgenommen, sondern durch die Analyse der genauen Fehlervarianz ersetzt wird. Allgemein muß betont werden, daß es sich bei der Tonhöhenidentifikation wie wohl überhaupt beim musikalischen Hören um Prozesse handelt, bei denen vermehrt auf das Zusammenwirken von Wahrnehmungs-, Lern-, Gedächtnis- und kognitiven Prozessen geachtet werden sollte.

Inhalt

Fussnoten

[1] Der Aufsatz basiert auf einer Diplomarbeit der Erstautorin und zwei Vordiplomarbeiten, die alle unter der Leitung des Zweitautors durchgeführt wurden. Die Autoren danken herzlich ihren Mitarbeitern Monika Brönnimann, Ursula Kaufmann- Jungen und Markus Stucki.

[2] Da die Terminologie im Bereich der Akustik und auditiven Wahrnehmung nach wie vor ungeregelt und häufig leicht mißverständlich ist, sei deutlich gemacht, daß wir im folgenden überwiegend von Gehörsphänomenen und nicht von Schallereignissen sprechen (vgl. auch DE BOER 1970). Die Skalen von DOWLING sind also sogenannte subjektive, Ereignisse, d.h. sie sind Abstraktionen über Prozesse, die stets und ausschließlich in einem Hörer stattfinden. Der Ausdruck Ton ist zu Mißverständnissen besonders geeignet, da er sowohl den musikalischen Schall, der ein physikalisch beschreibbares, akustisches Ereignis ist, wie auch die Tonwahrnehmung, die daraufhin in einem Hörer zustande kommt, bezeichnen kann; wir werden, wo wir es für nützlich halten, die gemeinte Bedeutung mit einem entsprechenden Adjektiv kennzeichnen. Für Drittpersonen wie den Forscher, der einen Hörer untersucht, ist die Tonwahrnehmung ein Konstrukt, das aus dem Verhalten des Hörers erschlossen wird.

[3] Es ist also bezüglich des Ausdrucks Tonhöhe, ein allgemeiner und ein spezieller Sinn zu unterscheiden: Tonhöhe i. w. S. betrifft die Unterscheidung zwischen höheren und tieferen Tönen überhaupt; i. e. S. ist das Tonhöhenkontinuum gemeint.

[4] Ob mit der Auswahl aus dem Tonmaterial auch schon die Gewichte der Leitertöne festgelegt sind, oder ob diese noch «Freiheitsgrade» aufweisen, ist eine Frage, die besonderer Untersuchung bedarf.

[5] Im Unterschied zu DOWLINGS Auffassung halten wir die «Hierarchisierung» oder Gewichtung der Tonleiterskala für etwas von ihrer «Verankerung» Separates; sie ist eher mit der Auswahl der Leitertöne aus dem Tonmaterial in Verbindung zu bringen.

[6] Die Autoren danken Herrn Martin Hurni herzlich für Herstellung des Testbandes und für Rat und Hilfe bei Planung und Durchführung der Versuche.

[7| Die Verfasser danken den Schülern und ihren Lehrern herzlich für die eingesetzte Zeit und Mühe.

[8] Durch Zufallsverhalten, d. h. beliebiges Raten von 3 aus 12 Tönen, wären bei 30 Aufgaben 10 richtige Lösungen bei 2% der Vpn, 15 richtige Lösungen bei 2 %o der Vpn zu erwarten; in unserer Stichprobe lösten 41% der Vpn 10 und mehr und immer noch 10 % der Vpn 15 und mehr Aufgaben.

[9] Die Verfasser danken der Direktion und den beteiligten Lehrkräften des Berner Konservatoriums herzlich für die bereitwillige Unterstützung bei der Planung und Durchführung dieser Untersuchung. Unser Dank gilt natürlich auch den Schülern, die uns ihre Zeit zur Verfügung stellten.

Inhalt

Literatur

BACHEM, A.: Various types of absolute pitch. J. Accoust. Soc. America, 9, 1937, 146-151.

DE BOER, E.: On the "residue" and auditory pitch perception. In: W. D. KEIDEL & W. D. NEPF (Eds.): Auditory Systems: clinical and special topics. Vol. V/3, Handbook of sensory physiology. Berlin, Springer, 1976, 479-583.

BRADY, P. T.: Fixed-scale mechanisms of absolute pitch. J. Accoust. Soc. America, 48, 1970,883-887.

BRÖNNIMANN, M.: Das absolute Musikgehör: eine Untersuchung an Berufsschülern des Konservatoriums für Musik, Bern, mit einer Darstellung möglicher Einfluß- faktoren und einem Vergleich zu einer Untersuchung an Schülern der Stadt Bern. Vordiplomarbeit am Psychologischen Institut der Universität Bern, 1978.

CORSO, J. F.: The experimental psychology of sensory behavior. New York, Holt-Rinehart-Winston, 1967.

CUDDY, L. L.: Training and the absolute identification of pitch. Perception & Psychophysics, 8, 1970, 265-269.

DOWLING, W. J.: Scale and contour: two components of a theory of memory for melodies. Psychol. Review, 85, 1978, 341-354:

HURNI-SCHLEGEL, L.: Das absolute Musikgehör: Ansätze eines Meßverfahrens - Lernversuch mit Kindern. Diplomarbeit am Psychologischen Institut der UniversitätBern, 1977, 80 S.

Révész, G.: Einführung in die Musikpsychologie. Bern, Francke, 1946.

STUCKI, M. & U. KAUFMANN-JUNGEN: Das absolute Musikgehör: eine Bestandesaufnahme bei Jugendlichen der Stadt Bern, mit einer Untersuchung von möglichen Einflußfaktoren. Vordiplomarbeit am Psychologischen Institut der Universität Bern, 1977, 70 S.

TAUTENHAHN, B.: Untersuchung zur Klangfarbenabhängigkeit der Tonhöhenbestimmung bei Personen mir absolutem Gehör. Diplomarbeit am Psychologischen Institut der Universität Bern, 1975, 80 S.

TAUTENHAHN, B.: Untersuchung zur Klangfarbenabhängigkeit der Tonhöhenbestimmung bei Personen mit absolutem Gehör. Schweiz. Z. Psychol. Anw., 35, 1976, 85-98.

WARD, D.: Absolute pitch. Sound, 2, 1963, 14-21 und 33-41.

WELLEK, A.: Das absolute Gehör und seine Typen. Leipzig, Beiheft 38, Z. angew. Psychol. Charakterkunde, 1938; Neudruck: Bern, Prancke, 1970.

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