Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Book Review 1979

DAWKINS, R. (1978): Das egoistische Gen. XII + 246 S., kart., Springer, Berlin.

1979.07

@GenAnt

2.5 / 11KB  Last revised 98.10.31

Schweizerische Zeitschrift für Psychologie, 1979, 38 (4), 353

© 1998 by Alfred Lang

info@langpapers.org

Scientific and educational use permitted

Home ||

 

Obwohl im engeren Sinn psychologische Fragen, den Menschen und seine Kultur betreffend, nur kurz im letzten Kapitel angedeutet werden, sollte jeder Psychologe sich mit diesem Buch des englischen Ethologen (Original 1976) beschäftigen. Dies nicht nur, weil es in allgemeinverständlicher Weise richtige Kenntnisse über Genetik und Evolution vermittelt, welche vielen, insbesondere sozial engagierten Psychologen fehlen; sondern auch, weil Dawkins in gekonnter Weise aufzeigt, wie die Psychologie dem Reduktionismus entgehen kann und aber dennoch nicht auf biologische Erkenntnis verzichten darf.

Der Text ist im wesentlichen eine Darstellung des «orthodoxen» Darwinismus, versehen mit den modernen Begründungen, wie sie u. a. von D. Lack, W. D. Hamilton, G. C. Williams, J. Maynard Smith, R. L. Trivers und nicht zuletzt von R. A. Fisher u. a. mit Hilfe der Spieltheorie beigebracht worden sind. Ausgangspunkt ist eine Verschiebung des Blickpunkts des Forschers weg von der Art oder vom Individuum auf die Einheit des Gens. Individuen seien «Überlebensmaschinen» im Dienst der Gene. Unter gewissen Bedingungen handelt ein Individuum «altruistisch», meistens allerdings «egoistisch», nämlich in beiden Fällen zum Zweck der Maximierung der Replikationswahrscheinlichkeit seiner Gene. Es ergeben sich überraschende Einsichten in wichtige Grundlagen sozialer Interaktionsprozesse. Im Zusammenhang mit der Widerlegung der Selektion im Dienst der Art oder der Gruppe vermisse ich allerdings eine Auseinandersetzung mit der Tatsache, daß doch jeweils nur ein winziger Bruchteil aller Gene individualspezifisch ist; warum dieser für die Evolution entscheidend ist, wäre mit Vorteil explizit dargestellt worden.

Im Schlußkapitel skizziert der Autor die Idee eines analogen Replikationssystems von Informationseinheioen im Rahmen der menschlichen Kultur. So rudimentär die Skizze, so faszinierend die Perspektive. Kognitive und Entwicklungspsychologen im besonderen sollten sie aufnehmen und prüfen.

A. L.

Top of Page